Beschwingt trabe ich um Frau Reitlehrerin herum, die in der Zirkelmitte steht. Die sogenannte Besitzerin sitzt halbwegs manierlich auf mir herum und stört nicht allzu sehr. Dann kommt’s: „Und jetzt ein Übergang zum Schritt.“
„Huch“, macht die sogenannte Besitzerin. Und zack, schlechte Laune. Bei ihr und bei mir, denn ich weiß jetzt schon, dass sie gleich am Zügel ziehen wird. Ihr ist das noch nicht klar, denn sie denkt langsamer als ich.
Das sieht dann ungefähr so aus: Ach du Scheisse. Übergang zum Schritt. Jetzt rattern die kleinen Rädchen in dem, was sie scherzhaft ihr Gehirn nennt. Das heißt, wir müssen irgendwie langsamer werden. Ach nein, durchparieren heißt das. Also bremsen. Frau Reitlehrerin guckt so komisch. Was die wohl wieder hat? Egal. Ich zieh mal ein bisschen am Zügel. Geht ja nicht anders. Na also, Schritt. Gekonnt ist gekonnt.
„Übergänge reiten ist mit das Wichtigste in der Reiterei“, beginnt Frau Reitlehrerin eine längere Rede, wird aber sofort von der Frau unterbrochen: „Übergänge reiten ist gar nicht schwer, das macht man ja ständig.“
„Damit meine ich korrekte Übergänge, denn wir wollen ja unabhängig von der Hand reiten“, lächelt Frau Reitlehrerin diplomatisch.
Wollen wir das? Ist der Frau zwar neu, aber sie nickt sicherheitshalber.
„Und deshalb reitest du den Übergang jetzt erstmal ohne Zügel.“
„Das ist unmöglich“, verweigert sich meine Reiterin. „Erstens geht das nicht und zweitens sieht es blöd aus.“ Und drittens hat sie es nicht so mit der Logik.
Frau Reitlehrerin lächelt unbeeindruckt und verströmt ausreichend positive Energien für eine Großfamilie. So schafft sie es, dass sich meine Reiterin auf das Experiment einlässt.
„Erst Schritt-Halt-Übergänge, das ist einfacher“, bittet die Frau und sagt leise Mimimi, als sie die Zügel loslässt. Na dann.
„Und jetzt die ganze Parade zum Halt“, kommandiert Frau Reitlehrerin. Ungefähr eine Zirkelrunde später stehe ich tatsächlich. Ein Wunder!
Spoiler: Frau Reitlehrerin hat vorher verraten, wie das funktionieren soll. Nämlich nach oben und unten wachsen und dabei einatmen, etwas schwerer einsitzen und gleichzeitig das Becken abkippen und ausatmen. Und – ganz wichtig – im Übergang auch hinten sitzen bleiben. Die Frau nickt ganz wichtig. Das wäre ja logisch.
Mit ein wenig Übung und nach mehreren Wiederholungen klappt das sogar halbwegs gut. „Dann nehmen wir jetzt Trab-Schritt-Übergänge dazu“, freut sich Frau Reitlehrerin.
„Muss das wirklich sein?“, fragt die Frau bang. Ihre Vorbilder im Internet haben alle vier Zügel, an denen sie sich festhalten können, da macht keiner so esoterische Reitübungen.
„Klar, das könnt ihr“, beruhigt Frau Reitlehrerin und wiederholt sicherheitshalber: „Nach oben und unten wachsen und gleichzeitig einatmen, etwas schwerer einsitzen und mit dem Becken die Schritt-Bewegung vorgeben. Und das ist dann Reiten aus dem Sitz heraus.“
Uiuiui, denke ich mir, aber wider Erwarten kann sich die Frau konzentrieren und wir schaffen einige schöne Übergänge. Fast hätte es mir Spaß gemacht, aber dann habe ich gemerkt, dass es langsam anstrengend wird. Zeitgleich hat sich die Frau beschwert und mitgeteilt, ihr würde der Kopf rauchen. Damit sie keine bleibenden Schäden davonträgt, haben wir Feierabend gemacht.
Den Unterricht veranstalten nämlich Frau Reitlehrerin und ich gemeinsam, die Frau ist nur dabei, um uns das Leben schwerzumachen 😛
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