Vor Frau Reitlehrerins erstaunt geweiteten Augen zeigt sich folgendes Bild: Die Frau im Wallekleid, Gerte aufrecht in einer Hand, das spanische Mähnenwunder mit einer Trense, die mehr Messing und Klunkern hat als Leder und der Mann mit nachdenklichem Blick, die Kamera im Anschlag. Da gehen die neue Schabracke und der ebenfalls neue, eigenartig geformte Sattel etwas unter. Sie reibt sich die Augen.
„Original iberisch!“, antwortet die Frau auf Nachfrage stolz. Und: „Tolles Kleid, oder?“
„Ja, sieht interessant aus“, lächelt Frau Reitlehrerin. Und wir alle wissen, was das bedeutet: Interessant ist die kleine Schwester von scheiße. Aber egal, die sogenannte Besitzerin weiß es nicht und ist glücklich.
„Aber mal was ganz anderes: Wollten wir nicht Reitunterricht machen?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin.
„Ja schon, aber ich mache jetzt Reitkunst“, erwidert die Frau von oben herab und lässt vor lauter Künstlertum die Gerte fallen. Frau Reitlehrerin hebt sie auf und gibt sie ihr wieder.
„Und da muss man die Gerte so halten?“, erkundigt sie sich.
„Das sieht auf den Fotos besser aus“, antwortet die Frau hoheitsvoll. „Die Frau treibt Reitkunst“ weiterlesen