Reiten ist ganz einfach, so lange man es nicht versucht. Die Einzige, die das nicht glauben will, ist – wie könnte es anders sein – die Frau, die sogenannte Besitzerin vom Lutschi und mir. Und weil wir sie mittlerweile kennen, sind wir auch nicht mehr ganz so überrascht, dass sie sich statt langweiliger Sitzübungen oder uncooler Beschäftigungen wie korrekter Hilfengebung (nicht am Zügel ziehen! Becken abkippen! etc) direkt mit Grand Prix-Lektionen beschäftigen will. Mindestens. Wobei auch die Hohe Schule einen gewissen Reiz auf sie auszuüben scheint. Wiener Hofreitschule und so. Beim Ausreiten fühlt sie sich dann wahlweise wie Ingrid Klimke oder die Queen, je nach Tagesform und der Menge an Beruhigungskräutern, die sie heimlich in der Futterkammer geknabbert hat.
Der Lutschi aka das spanische Mähnenwunder ist ja so schlicht gestrickt, dass er viele Dinge für normal hält, aber manchmal wundert sogar er sich. Glücklicherweise muss er seine beiden Gehirnzellen dabei aber nicht übermäßig abnutzen, denn für die komplizierten Dinge bin ich zuständig. Auch im Reitunterricht, wie ich leider sagen muss. Da kollidieren dann die Erwartungshaltung der Frau und die Realität in Form von Frau Reitlehrerin miteinander.
Geringere Geister wären sicherlich längst am Starrsinn der Frau verzweifelt, die partout Piaffe reiten will, obwohl sie eigentlich schon mit schönen runden Zirkeln überfordert ist. Und „handunabhängiger Sitz“ gehört auch nicht gerade zu ihrem aktiven Wortschatz. Aber Frau Reitlehrerin weiß nicht nur alles, sie kann vor allem alles so erklären, dass es sogar meine für gewöhnlich beratungsresistente Reiterin umsetzen kann.
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Immer noch keine Piaffe – Geschichten vom Pferd
Autor: Pfridolin Pferd
Verlag: BoD
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ISBN-13: 978-3750410916