Es ist wieder soweit: Die Tage sind kurz, die Abende lang und der Hunger groß. Aber nicht nur bei mir. Nein, auch bei der Frau, meiner sogenannten Besitzerin. Sie kommt ja figürlich ohnehin mehr auf den Tinker als aufs Vollblut, aber Weiterlesen
„Bitte nicht rascheln, ich reite gerade!“
Herbst, das ist die Jahreszeit, wo sich furchtlose Reiter und noch furchtlosere Reiterinnen auf ihre edlen Rösser schwingen und durch sturmgepeitschte Landschaften galoppieren. Herbst, das ist auch die Jahreszeit, in der meine sogenannte Besitzerin täglich ihre Beruhigungskräuter knabbert und sich zitternd wie Espenlaub in meinen Sattel hievt.
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Tante Jenny muss weg
„Hilfe, mein Pferd mag die Urlaubsvertretung lieber als mich!“
Wisst ihr, warum die Frau so selten in Urlaub fährt? Nicht, weil sie das spanische Mähnenwunder und mich so liebt, dass sie sich nicht von uns trennen kann. Auch nicht, weil sich außer ihr keiner vernünftig um uns kümmern kann oder sie sich Sorgen macht, was uns in ihrer Abwesenheit alles zustoßen könnte.
Nein, der Grund ist ein anderer, und zwar schlichte Eifersucht. Sie gönnt es uns einfach nicht, dass wir auch mal Spaß haben.
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Für euch getestet: StripHair, der Gentle Groomer
Der Lutschi und ich sind jetzt Stripper. Weil wir jetzt so’n Teil namens StripHair haben, das Dreck und olles Fell von uns entfernt. Der Lutschi, der bekanntlich unser spanisches Mähnenwunder ist und immer für Produkttests herhalten muss, weil es um ihn nicht so schade ist wie um mich, will es schon gar nicht mehr hergeben.
Das StripHair ist ein Universalwunderpferdepflegeteil, mit dem man schmutzige Pferde sauber kriegt, das man aber auch zum Waschen und als Schweißmesser verwenden kann. Und AUSSERDEM ist es im Fellwechsel der Knaller schlechthin. Sagt jedenfalls die Werbung. Der Lutschi und ich bereiten uns ja gerade aufs Herbstfell vor und wollten dem StripHair mal auf den Zahn fühlen.
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Nähmaschinentrab ist auch keine Lösung!
„Nähmaschinentrab ist auch keine Lösung!“, ruft Frau Reitlehrerin, als die Frau und ich wie vom bösen Geist gejagt über die Diagonale steppen.
„Aber der Pfridolin soll doch fleißiger traben“, keucht meine sogenannte Besitzerin.
„Ja schon, aber er soll dabei nicht eilig werden!“
Auf der Stirn meiner Reiterin erscheinen zahlreiche Fragezeichen und Frau Reitlehrerin macht sich daran, die nacheinander abzuarbeiten.
„Fleißig und eilig ist nicht dasselbe. Fleißig ist das …“
„… was der Pfridolin nicht ist“, kichert die Frau. „Weiß ich doch.“
Frau Reitlehrerin lässt sich dadurch nicht irritieren und macht weiter: „Also nochmal. Fleiß bedeutet, dass er kraftvoller abfußt. Nicht schneller. Der Takt, in dem ihr euch bewegt, bleibt gleich.“
„Ah?“ macht die Frau und guckt verständnislos.
Das Shetty-Kaltblutmix oder: Die Pferderettung
Die Frau will jetzt auch mal was Gutes tun und Pferde retten. Am liebsten mehrere. Weil die ja so dankbar sind. Vorwurfsvoller Blick zum spanischen Mähnenwunder und mir.
„Ohhh was für ein süßes Fohlen! Und guck nur mal, wie süß es guckt!“ Aufgeregt wedelt sie mit ihrem Smartphone vor der Nase von Frau Reitlehrerin herum. Die muss wohl oder übel einen Blick riskieren und zuckt zurück.
„Süß, gell?“ beharrt die Frau auf einer zweiten Meinung zum unscharfen Foto einer Pferdenase. „Und soooo günstig! Ist ein Shetty- Kaltblutmix.“
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Immer diese blöden Beine
Die Frau – ihr kennt sie – ist Handwerkerin. Was man mit den Händen machen kann, wird auch mit den Händen gemacht. Alles andere sowieso. Vor allem beim Reiten.
Stellen und Biegen zum Beispiel. Zumindest das, was sie dafür hält. Sie ist ja manchmal schon sehr niedlich in ihrem Realitätsverlust 😉
„Erst das Bein und dann die Hand“, bemerkt Frau Reitlehrerin gerade.
„Mach ich doch“, lügt die Frau, die gerade heftig am Zügel rumzuppelt.
Heute hü, morgen hott
Das kennt ihr, oder? Dass die Leute ständig ihre Meinung ändern. Oder, wie es meine sogenannte Besitzerin ausdrückt: „Ich kann ja über Nacht klüger geworden sein.“
Ist sie aber nicht.
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Frau Reitlehrerin goes Guru
Man hört ja überall von diesen Gurus. Die Frau auch. Ständig liest man was von Guru X, der das Reiten erfunden hat und von Guru Y, dass Guru X alles falsch macht und Guru Y das einzig wahre Reiten erfunden hat. Nur blöd, dass Guru Z das einzige wirklich wahre Reiten erfunden hat und die Pferde gleich mit. Guru Z ist auch ganz allgemein im Besitz der allein seligmachenden Wahrheit und verlangt von seinen Anhängern, dass sie jegliche Denktätigkeit einstellen und nur noch die Wahrheit erspüren sollen. Und wenn sie die nicht von allein erspüren, sagt er sie ihnen schon. Denn ihm können sie vertrauen. Nur ihm, sonst niemandem. Die anderen Leute haben nämlich a) keine Ahnung, b) böse Gedanken oder c) von ihm abgeguckt. Also Vorsicht vor Außenstehenden!
„Achtung, da reit ich immer lang!“
Ja, so ist sie, meine sogenannte Besitzerin. Flexibel wie eine Bahnschwelle und mindestens genauso beweglich.
Es fängt schon damit an, dass alles immer in der gleichen Reihenfolge gemacht werden muss. Bei der kleinsten Abweichung von der täglichen Routine wird sie komplett wuschig.
Zum Beispiel gehen wir zu Beginn der Reitstunde immer zwanzig Minuten Schritt. Auf dem zweiten Hufschlag. Ganze Bahn.
Immer.
Ich weiß ja nicht, wie das bei euch so ist, aber mir schalten sich die Synapsen schon ab, wenn ich die Reithalle nur von weitem sehe.
Während die Frau den zweiten Hufschlag dadurch markiert, dass sie eine Bob-Bahn in den ansonsten makellosen Sand fräst, guckt sie streng geradeaus.
Aufmerksamkeit ist wichtig und Reiten eine ernste Angelegenheit, vor allem, wenn man so profilneurotisch ist wie sie. Wenn es einen Pokal für die langweiligste Aufwärmeinheit ever gäbe, würde sie ihn gewinnen. Jeden Tag aufs Neue.
Und Gnade Gott dem armen Wurm, der so leichtsinnig ist und es wagt, ihren immergleichen Weg zu kreuzen. Schließlich reitet sie da IMMER lang, das dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben.
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