Die Frau hat Gefühle

Einfach nur rumstehen, das wärs doch.

Neulich im Reitunterricht: „Das Bein ist lang und locker“, formuliert Frau Reitlehrerin einfach mal so, als Zielvorgabe.

Natürlich ist das Bein alles andere als lang und locker, aber die Frau, meine sogenannte Besitzerin, denkt nicht daran, irgendwas daran zu ändern. Stattdessen presst sie die Oberschenkel womöglich noch fester an den Sattel. Die Absätze weiter hochziehen ist anatomisch unmöglich.

„Lass deine Beine einfach locker herabhängen“, versucht es Frau Reitlehrerin weiter.

„Tu ich doch. Die hängen ganz entspannt“, lügt die Frau. „Die Frau hat Gefühle“ weiterlesen

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Für euch gelesen: „Mach mich stark!“

„Levade clickern – cool! Das will ich auch!“ Diese Leuchtschrift erscheint auf der Stirn meiner sogenannten Besitzerin, als sie das Cover von Mach mich stark! zum ersten Mal sieht. Gefolgt von einer zweiten Leuchtschrift, die da lautet: „Und Piaffe auch!!!“

Schade eigentlich. Ich hatte gehofft, dass dieser Kelch an mir vorbeigeht. Denn, sind wir mal ehrlich: Erreiten kann sich die Frau solche Lektionen nie und nimmer. Von daher hatte ich mir eigentlich gewünscht, dass sie langsam mal mit dem Dressurqueen-Blödsinn aufhört und wir nur noch gemütlich ins Gelände bummeln, Snacks inklusive. Aber damit ist es jetzt wohl vorbei, da die Frau herausgefunden hat, dass man sich Lektionen der Hohen Schule einfach erclickern kann und sie so quasi frei Haus geliefert bekommt. Das verspricht wenigstens die Autorin. „Für euch gelesen: „Mach mich stark!““ weiterlesen

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Bitte nicht stören, Winterplüsch is loading

„Dieses Putzen macht total viel Spaß. Vor allem, wenn man direkt Ergebnisse sieht“, schwärmt die Frau, meine sogenannte Besitzerin.

„Freut mich, dass dir das so gefällt. Die Fenster und die Fußböden haben es aber mal wieder nötig gehabt“, antwortet arglos der Mann, der mit Putzen Aktivitäten im häuslichen Nahbereich verbindet.

Die Frau kichert nur und bindet mich am Anbindebalken fest. Jetzt erstmal eine schöne Massage, bei der sie mir liebevoll die abgestorbenen Haare wegstreichelt und meine Durchblutung angenehm anregt, denke ich mir und brummele erwartungsvoll. Danach kann sie mir gern mit den Fingernägeln die Stellen kratzen, wo es am meisten juckt. Dieses Fellwechseln ist ja doch mit allerlei Umständen verbunden: das alte Fell abwerfen, gleichzeitig das neue wachsen lassen – tüchtig warm muss es sein, denn die Nächte sind schon recht kühl. Da macht man sich keine Vorstellung von, woran man da alles denken muss. Das spanische Mähnenwunder zum Beispiel weiß immer noch nicht, worauf es dabei ankommt und wird jedes Jahr vom Winter überrascht. Aber ich schweife ab. „Bitte nicht stören, Winterplüsch is loading“ weiterlesen

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Für euch getestet: Muckboots

„Und reiten kann man damit auch!“

Mehr Argumente braucht es nicht, um meine sogenannte Besitzerin von etwas zu überzeugen. Neidisch beäugt sie Frau Reitlehrerins stylishes Schuhwerk und will auch Muckboots haben. Jetzt sofort. Da trifft es sich gut, dass uns die zum Testen angeboten werden.

„Ist es dafür nicht noch zu warm? Die sind doch gefüttert!“ will sie der Mann noch zurückhalten, aber da hat er die Rechnung ohne die Frau gemacht.

„Was gut genug für unsere Frau Reitlehrerin ist, ist auch gut genug für mich“, blafft sie ihn an. „Und abends ist es schon recht kühl. Weil es Herbst ist und bald auch Winter.“

Der Mann weiß, wann er verloren hat. Und als er sich nasse Füße bis in Kniehöhe eingefangen hat, als er den Lutschi und mich von der Wiese geholt hat, hat er die Frau um ihre überraschende Weitsicht beneidet. „Für euch getestet: Muckboots“ weiterlesen

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Heute schon heilgestreichelt?

Auf der Suche nach Heilkräutern

„Der Heinzi braucht die Klangschale!“

„Nein, bei seiner gefühlsmäßigen Blockade müssen wir mit Heilstreicheln anfangen und damit das Herz-Chakra öffnen.“

Mein Kumpel Heinzi, dessen Besitzerin regelmäßig dieselben blöden Ideen wie meine hat (auch bekannt als „die Frau“), ist nämlich krank. Jetzt nicht so notfallmäßig krank, dass auf jeden Fall der Tierarzt kommen muss. Nein, eher so spaßkrank, dass man sich wichtig tun und als Besitzer Doktorspiele treiben kann. Und eben auch selbst behandeln, was nach dem Reiten eindeutig der größte Spaß ist, den man als Pferdebesitzer mit seinem Tier haben kann. Und jetzt stehen die beiden Expertinnen da und beratschlagen, wie man den Heinzi heilen kann. Globuli und Blutegel wurden schon diskutiert und verworfen, da nicht exotisch und aufregend genug. „Heute schon heilgestreichelt?“ weiterlesen

Ausritt mit Isi (auf der Flucht geschrieben)

Kann man sie sehen? Oder gar – hören? Ich spreche von der Töltmaschine des Todes und dem furchtbaren TakkaTakkaTakka -Geräusch, dass sie produziert. Wo jedes normale Pferd das Grausen kriegt und SEHR SCHNELL woanders was Dringendes erledigen muss.

Aber der Reihe nach. Es fing ganz harmlos an. Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, ist ja zur furchtlosen Ausreiterin mutiert. Die Entspannungskräuter in der Futterkammer haben da sehr geholfen. Sie glaubt, keiner merkt es, aber ich habe sie durchschaut. Aber egal, wir gehen jetzt immer öfter ins Gelände und finden es schön da. Mit dem Ergebnis, dass sich die Frau mittlerweile wie Ingrid Klimke fühlt und größenwahnsinnig wird.

Als also die Besitzerin von Vinur, dem Isi aus dem Offenstall, fragt, ob wir mal zusammen ausreiten wollen, sagt sie begeistert zu, „denn die Meike kennt ganz tolle Wege! Die hat von fernen Gegenden und schönen Wäldern erzählt und da will ich auch hin!!!“ Ich notiere besorgt: nächstes Projekt Distanzritt. Ich glaube, die Kräuter bekommen ihr nicht. „Ausritt mit Isi (auf der Flucht geschrieben)“ weiterlesen

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Ja wo isser denn nur?

„Ja wo isser denn? Wo isser denn nur?“, piepst die Frau und guckt mir tief in die Augen.

Direkt vor deiner Nase, du Blindfisch. Oder wie heißen die Tiere, bei denen das Gehirn keine Verbindung zum restlichen Körper hat? Aber wenn sie mich eh nicht sieht, isses auch egal. Ich wende mich ab und versuche, meinen Anbindestrick aufzuknoten, denn ich weiß schon, wie es gleich weitergeht.

Die Frau hat nämlich in ihren Wendyheften Pferdezeitschriften gelesen, dass es eine Studie gibt, wonach Pferde am besten auf Babysprache reagieren. Seitdem ist ihr IQ im freien Fall und orientiert sich ungefähr an der Außentemperatur. „Ja wo isser denn nur?“ weiterlesen

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Auf der Suche nach dem OMMMM

Die Frau hat Olympia geguckt und „will das jetzt auch“, wie sie dem Mann erklärt. Praktischerweise ist gleich Reitstunde, so dass auch Frau Reitlehrerin über die neue Zielsetzung informiert wird. Frau Reitlehrerin ist eine große Diplomatin und verzieht keine Miene, als die Frau mit wichtigem Gesichtsausdruck, gestiefelt, gespornt und herausgeputzt an ihr vorbeimarschiert, um sich an der Aufsteighilfe auf meinen Rücken und in den vom Mann liebevoll geputzten Sattel zu hieven. Sogar einen neuen Reithelm mit Glitzer hat sie, „weil sowas im Sport alle tragen“. Oben angekommen, setzt sie sich zurecht, was bedeutet, dass sie sich nicht zwischen Stuhl- und Spaltsitz entscheiden kann und permanent zwischen beiden wechselt. Rumms, werden die Zügel aufgenommen. Ähnlich liebevoll gestaltet sich die Hilfengebung zum Anreiten, was Frau Reitlehrerin dazu veranlasst, noch einmal die Hierarchie der Hilfen anzusprechen.

„Weiß ich doch, die Hilfen werden in einer bestimmten Reihenfolge gegeben“, winkt die Frau ab und rät: „Erst das innere Bild, dann die Atmung, das Becken, dann das Bein und zuletzt die Hand?“

„Ganz genau“, lobt Frau Reitlehrerin.

Worauf sich die Frau reckt und laut nach Luft schnappt. Ich habe genug gehört und setze mich in Bewegung. Die sogenannte Besitzerin sitzt währenddessen stocksteif und hyperventilierend auf mir herum und denkt an Piaffen. „Auf der Suche nach dem OMMMM“ weiterlesen

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Für euch gelesen: Im Dialog mit Nelli

Ich weiß ja nicht, ob ihr das wisst, aber ich hatte mal eine Fernverlobte, die Nelli. Wir haben uns auf Facebook kennengelernt. Und die Nelli hat zusammen mit ihrer Besitzerin, der Claudia, ein Buch geschrieben. Aber nicht so ein Heiti-Teiti-Buch, sondern eins mitten aus dem Leben. Immerhin war die Nelli eine gestandene Noriker-Dame. Ja, richtig gelesen, WAR. Die Nelli lebt nicht mehr. Aber sie hat Hufabdrücke im Herzen von der Claudia hinterlassen und in meinem auch, und zwar ziemlich große. Weshalb die Claudia alles zu Papier gebracht hat, was die Nelli mit ihr besprochen hat. Die Nelli kam nämlich als komplettes Aggro-Pferd zur Claudia, wobei sie aber das Glück hatte, dass sich die Claudia ein ganz bisschen mit Pferden auskennt und daraus eine Win-Win-Situation gemacht hat. Die Nelli hat der Claudia also einige Aha-Erlebnisse beschert und im Gegenzug hat die Claudia der Nelli auch einiges an Wissen vermittelt. Beide haben voneinander gelernt, und davon handelt dieses Buch. „Für euch gelesen: Im Dialog mit Nelli“ weiterlesen

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Ein Fohlen aus meinem Wallach

Pferde auf der Weide

„Awww Fooooooohlen!“, quietscht die sogenannte Besitzerin beim Ausritt. Weil nämlich außer ihr alle mit Blindheit geschlagen sind. Zur Sicherheit wiederholt sie sich, diesmal mit voller Lautstärke und noch eine Oktave höher: „Awwww Foooooohlen! Wie süß!!!“

Das spanische Mähnenwunder, auf dem sie sitzt, wäre vor Schreck fast umgefallen. Der Lutschi ist halt noch unerfahren. Ich dagegen kenne sie schon länger und bin relativ abgestumpft. Aber der Mann, der sich zurzeit auf meinem Rücken aufhält, beklagt sich über ein komisches Fiepen im Ohr.

„Das ist meine Stimme“, informiert ihn die Frau mit eisigem Blick. „Ein Fohlen aus meinem Wallach“ weiterlesen

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