Wir wandern weiter – fast schon Handarbeit

Die hohe Schule lässt grüßen. Von fern. Sehr fern. Aber immerhin, die sogenannte Besitzerin macht Fortschritte bei der geführten Schrittarbeit. So nennt es Frau Reitlehrerin, um das Ganze für die Frau interessanter zu gestalten. Die meutert ja schnell, wenn sie eine Aktivität für uncool hält. Ach, was sage ich, ihr kennt sie ja. Wir haben mit dem korrekten Angehen und Anhalten angefangen – also sie, ich kann das ja schon – und gerade arbeiten wir uns durch die Hufschlagfiguren. Ganze Bahn ist natürlich am einfachsten, dann kommt lustigerweise die einfache Schlangenlinie (weil Frau Reitlehrerin da mal besonderen Wert drauf gelegt hat) und sogar die Zirkel werden vom Boden aus rund, wenn man beizeiten den nächsten Zirkelpunkt anpeilt. Frau Reitlehrerin ist sehr zufrieden und schlägt vor, jetzt doch zu anspruchsvolleren Aufgaben überzugehen.

„Piaffe?“, fragt die sogenannte Besitzerin und ihre Augen leuchten. „Wir wandern weiter – fast schon Handarbeit“ weiterlesen

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Die beliebte Longierhalle

Wir haben eine Longierhalle. Das ist wie eine Reithalle, nur kleiner. Und man kann darin alles Mögliche machen, Freiarbeit, Clickertraining und sogar Longieren. Und wo die Frau, meine sogenannte Besitzerin, noch voller guter Vorsätze steckt, die alle aus ihr rauswollen, gehen wir da öfters mal rein. Sie, weil sie sich mehr bewegen will, ich, weil ich mitmuss und mittlerweile genau raushabe, wie ich meine Aktivitäten auf ein Minimum reduzieren kann. Sie soll sich ja schließlich mehr bewegen als ich 😛

„Heute Nachmittag von 16 bis 18.30 Uhr hab ich die Longierhalle für den Pfridolin und mich reserviert“, erzählt sie gerade dem Mann, der uns mal zugelaufen und erstaunlicherweise immer noch da ist.

„Prima“, freut der sich, „dann kann ich ja mit dem Lutschi dazukommen.“ Für die, die uns noch nicht kennen: Der Lutschi ist unser spanisches Mähnenwunder. Erst hat sich die Frau überlegt, dass sie mit ihm Reitkunst treiben will, dann wurde ihr das zu anstrengend und jetzt erzählt sie dem Mann dauernd, was er alles mit dem Lutschi falschmacht. Zum Beispiel dazukommen, wenn sie die Longierhalle blockiert hat. „Die beliebte Longierhalle“ weiterlesen

Für euch gelesen

Cover " Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen - Das Lexikon für Nicht-Reiter"

„Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen“ – da weiß man doch schon alles, oder? Wer sich in dieser Situation wiederfindet, muss nicht verzweifeln, denn Rettung naht! Und zwar in Form dieses Buchs, das Reitersprache in Deutsch übersetzt.

Aber hier erstmal die Eckdaten:

Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen – das Lexikon für Nicht-Reiter
132 Seiten mit Illustrationen
Carina Warnstädt
Verlag: BoD – Books on Demand
Taschenbuch 14,00 EUR/ Hardcover 20,00 EUR „Für euch gelesen“ weiterlesen

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Immer dieses Rumlaufen – hört das denn nie auf?

„Nicht schon wieder“, stöhnt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, als Frau Reitlehrerin mit ihrer zum Verrücktwerden guten Laune vorschlägt, das anfängliche Schrittreiten vor der Reitstunde durch Warmführen zu ersetzen. Und warum stöhnt sie so? Weil wir das schon mal hatten. Und warum möchte Frau Reitlehrerin das? Ich will es euch erklären. Sobald die sogenannte Besitzerin auf mir rumsitzt und am langen Zügel Schritt reitet, hat sie das Handy in der Hand und schreibt WhatsApps oder guckt Videos, wobei sie häufig kichert. Außer beim Ausreiten, da traut sie sich das nicht. Da hält sie sich an den Zügeln fest und guckt wild in der Gegend herum.

Also kein Fleischtransport mehr, sondern koordiniertes Führen. Ich bin gespannt. Ich meine, schließlich ist die sogenannte Besitzerin dabei 😀

Im Moment leistet Frau Reitlehrerin allerdings noch Überzeugungsarbeit, weil die Frau verstockt dreinblickt und sich weigert, zu kooperieren: „Schließlich heißt es REITstunde und nicht Führstunde!“ „Immer dieses Rumlaufen – hört das denn nie auf?“ weiterlesen

Iiiiiiiiihhhhhhh Pferdemist!

„Aus dem Weg, ich hab gleich Reitstunde“, erklärt die sogenannte Besitzerin wichtig und zieht mich vom Putzplatz weg in Richtung Reithalle. „Fegen muss ich nicht, ich hab ja keine Hufe ausgekratzt.“ Das bleibt keinem verborgen, denn mit jedem Schritt fällt mir ein Klumpen Stallmist aus den Hufen. Was aber egal ist, denn für das Fegen der Wege ist glücklicherweise jemand anders zuständig.

Frohgemut wandern wir dahin und sind schon fast da, als uns eine freundliche Stimme begrüßt. Es ist unsere one and only Frau Reitlehrerin, die meine Möchtegern-Reiterin fragt, ob sie nichts vergessen hat. Kurzer Kontrollblick: Reithelm, Pferd, Sattel, Trense, nö. Die sogenannte Besitzerin ist sich keiner Schuld bewusst. „Iiiiiiiiihhhhhhh Pferdemist!“ weiterlesen

Seitengänge erschreiten

Geradeaus ist auch schön

„Das sieht aber schön aus!“ Und eigentlich auch ganz einfach. Letzteres denkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, aber vorsichtshalber nur, während sie Frau Reitlehrerin und ihren Dieter dabei beobachtet, wie die von Schulterherein ins Travers und schließlich ins Renvers wechseln. Ganz leicht und mühelos sieht das aus. Wo doch die sogenannte Besitzerin schon Synapsenklappern kriegt, wenn sie sich an die jeweiligen Hilfen zu erinnern versucht und daran, wie das Pferd für welchen Seitengang gebogen sein muss und in welche Richtung sich das vordere Ende bewegt und wohin das hintere Ende währenddessen geht. „Seitengänge erschreiten“ weiterlesen

Pünktlichkeit ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr

Ein Pferd guckt fragend in die Kamera

„Furchtbar, diese Warterei“, seufzt die Frau, meine sogenannte Besitzerin. „Dass der Tierarzt immer so unpünktlich ist!“

Die anderen Reitprofis, die für gewöhnlich dann am besten reiten, wenn sie hinter der Bande stehen und lästern, nicken. Reitprofi Nummer Eins berichtet: „Letzten Sonntag hab ich eine halbe Stunde lang gewartet, un-mög-lich! Dabei hatte der arme Edelbert solche Schmerzen, der konnte gar nicht laufen.“

„Oje, was hatte er denn?“

„Einen Stein im Huf. Der Tierarzt hat den Huf ausgekratzt und dann war es direkt wieder gut.“

„Sonntags im Notdienst?“ „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr“ weiterlesen

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Da kann man ja gar nicht hingucken!

Ein sehr hübsches Pferd schaut in die Kamera und streckt die Zunge heraus

„Da kann man ja gar nicht hingucken, so schlecht, wie die reitet!“, giftet die Frau, meine sogenannte Besitzerin. Dann tu‘s doch auch nicht, möchte man ihr sagen, aber sie ist noch nicht fertig: „Und wie die sitzt! Toootal steif und unkoordiniert. Ganz furchtbar.“ Nein, die sogenannte Besitzerin spricht nicht von sich selbst. Hab ich aber auch anfangs gedacht. Aber dann bin ich ja auch hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.

Langsam kommt die Frau auf Betriebstemperatur: „Und der arme Sunny ist total verspannt und gestresst, weil ihm dauernd im Maul herumgezogen wird. Und Schlauchgeräusche hat er auch.“ Dabei weiß sie erst seit ein paar Tagen, dass Schlauchgeräusche Verspannungen anzeigen. Ihr wisst schon, dieses laute Geräusch, was man manchmal hört. Und es ist definitiv kein Zeichen von Losgelassenheit. Ihre Stimme wird lauter: „Und der läuft so hektisch, dass ich gar nicht hingucken kann und selber angespannt bin. Schon wegen dem Pfridolin, der will nämlich nur noch weg und ich kann so nicht reiten.“ Sie schwankt kurz zwischen Wutanfall oder Tränenausbruch und entscheidet sich dann für beides: „UND ICH KANN SO NICHT REITEN! BUHUHU!“ „Da kann man ja gar nicht hingucken!“ weiterlesen

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Unterricht beim Meister

„Der Meister kommt zu uns!“ jauchzt die Frau, meine sogenannte Besitzerin.

„Und was will er da?“, erkundigt sich der Mann, der uns vor einiger Zeit zugelaufen und komischerweise immer noch da ist.

„Na, mir Unterricht geben natürlich!“ Die sogenannte Besitzerin hat nämlich was Falsches gegessen und davon anscheinend komische Visionen bekommen. Eine davon ist es, beim Meister des spirituellen Reitens Unterricht zu nehmen, den sie bislang nur heimlich und aus der Ferne bewundern konnte. Sie spricht weiter: „Weil ich doch jetzt zum Inner Circle dazugehöre, zu den Auserwählten, mit denen er persönlich spricht. Die anderen können ihn nur im Internet bewundern. Die Armen.“

Arm ist wohl in erster Linie die sogenannte Besitzerin, denn die Erleuchtung durch den Seelenformer, wie ihn seine AnhängerInnen nennen, kostet eine Kleinigkeit. Dafür kriegt man aber auch was geboten: Die Aura des Meisters und seines Mediums, das für ihn mit denen spricht, die nicht auserwählt sind, bestimmt jede Menge Weisheit und Erleuchtung und schließlich die Vermittlung der spirituellen Reitkunst, die der Meister von seinen Vorfahren mündlich überliefert bekommen hat. „Unterricht beim Meister“ weiterlesen

Schlangenlinie – einfach oder kompliziert?

„Und was reiten wir jetzt Tolles?“, mault meine Reiterin. Wir haben Reitstunde und Frau Reitlehrerin hat etwas Besonderes versprochen, für all die guten Vorsätze, die aus der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, herauswollen. Und da macht man sich als Reiterin natürlich Vorstellungen. Von Piaffe, Pilaren möglicherweise, aber zumindest von einem mittelgroßen Symphonie-Orchester als Begleitung für all das Künstlerische, was die sogenannte Besitzerin auf die nichtsahnende Menschheit loslassen will. Und was gibt es nun tatsächlich? Ein paar Pylonen. „Ich kann dir auch noch Dualgassen und Cavaletti aufbauen“, strahlt Frau Reitlehrerin, „aber vielleicht erst nach dem Aufwärmen.“ „Schlangenlinie – einfach oder kompliziert?“ weiterlesen