Aufhören, wenn’s am schönsten ist

„Gut gemacht“, strahlt Frau Reitlehrerin, lobt ihren Dieter nach einer besonders gelungenen Traversale, pariert durch und sitzt ab.

Die Pferdeprofis hinter der Bande gucken komisch. Die Reaktionen reichen von „Wie jetzt?“ und „WTF?“ bis zu „Die reitet doch erst eine halbe Stunde, warum hört sie denn jetzt schon auf?“

„Weil sie es kann“, würde ich sagen, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde für gewöhnlich nicht gefragt. „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“ weiterlesen

Garrocha für Dummies, Teil 3 – Erster Versuch von oben, mit Garrocha und viel Hilfe von unten. Und wie geht das nochmal mit der Lenkung?

„Ich bin schon ganz gespannt, wie das einhändige Reiten funktioniert“, vertraut uns die sogenannte Besitzerin an, als sie den Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, für den Reitunterricht fertigmacht. „Wir machen ja jetzt Garrocha von oben!“ Im Gegensatz zu Garrocha von unten , womit sie sich in letzter Zeit beschäftigt hat. Umso länger wird ihr Gesicht, als Frau Reitlehrerin statt der ersehnten Garrocha nur den uncoolen Halsring in der Hand hält. „Garrocha für Dummies, Teil 3 – Erster Versuch von oben, mit Garrocha und viel Hilfe von unten. Und wie geht das nochmal mit der Lenkung?“ weiterlesen

In der Natur gibt’s das auch nicht

Zwischen den Pferdeohren hindurchfotografiert: Licht- und Schattenspiel im Wald

„Warum tun wir das eigentlich?“, fragt die Frau, während wir Frau Reitlehrerin im Trab umkreisen, auf die besonders eckige Art, die unsere Zirkel auszeichnet.

„Um den Pfridolin zu gymnastizieren“, antwortet Frau Reitlehrerin. „Durch das gleichmäßige Biegen auf beiden Händen wird er geradegerichtet und wir können übermäßigem Verschleiß entgegenwirken. Außerdem trainiert er dabei seine Bauchmuskeln und die Hinterhand gleich mit.“

„Meine auch“, keucht die Frau mit hochrotem Gesicht und hat Fragen. Zum Beispiel: Muss das so anstrengend sein? Und so furchtbar schwer? Warum sieht das bei anderen so einfach aus? Und warum lasse ich mich eigentlich so quälen? „In der Natur laufen Pferde auch nicht stundenlang im Kreis“, fasst sie schließlich ihren Unmut zusammen. „Zum Biegen müsste doch eine Runde genügen. Und dann wieder geradeaus. Überhaupt ist dieses Dressurreiten nicht gut, das gibt’s in der Natur auch nicht.“

„Definiere Natur“, sagt Frau Reitlehrerin.

„Ja so Freiheit und draußen halt. Mit Wildpferden.“ „In der Natur gibt’s das auch nicht“ weiterlesen

Reiten mit der Kraft der Gedanken

Reiten mit der Kraft der Gedanken - aber am liebsten gar nicht

„Warum lässt du denn den Pfridolin hier grasen? Und sitzt ohne Sattel und Trense auf ihm?“

Fragen über Fragen, die ich gerade nicht beantworten kann, weil ich endlich mal ungestört zum Grasen komme, OBWOHL die sogenannte Besitzerin dabei ist. Die sitzt, wie man schon vermuten konnte, auf mir rum, aber ausnahmsweise fällt sie mir nicht zur Last. Sorry, schlechtes Wortspiel, musste aber sein.

Wie sich schnell herausstellt, spricht Frau Reitlehrerin auch nicht mit mir, sondern mit der Frau, die irgendwas von „Freestyle“ nuschelt und von „Reiten mit der Kraft meiner Gedanken.“ „Reiten mit der Kraft der Gedanken“ weiterlesen

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Oben stabil, unten tschakka-lakka – Einknicken in der Hüfte, drölfzigste Ausgabe

„Du knickst links in der Hüfte ein“, teilt Frau Reitlehrerin sehr entspannt mit, denn das ist keine neue Korrektur und wird von der Frau, meiner sogenannten Besitzerin, auch nicht sonderlich ernst genommen. Obwohl die Frau den Mann letztens noch genötigt hatte, ihr Klebepunkte aufs Kreuz zu drücken, damit man besser sieht, dass sie ihren Rücken seitlich wie ein Croissant verbiegen kann. Und das Ganze auch noch zu filmen! Offensichtlich fand sie das Resultat nicht dramatisch genug, vielleicht hat sie das Video auch gar nicht angeguckt, vielleicht ist sie aber auch wieder ein Naturtalent und kann alles allein mit der Kraft ihrer Gedanken regeln. Man weiß es einfach nicht. „Oben stabil, unten tschakka-lakka – Einknicken in der Hüfte, drölfzigste Ausgabe“ weiterlesen

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„Außen mehr Gas!“

Das spanische Mähnenwunder. Ohne Garrocha.

„Jaaaaaa, cool! Sehr cool! Sehr cool machst du das!“ Die Frau sitzt auf dem spanischen Mähnenwunder und schaukelt um einen anderen langhaarigen Zausel herum, der in der Zirkelmitte steht und alles cool findet, was sie tut. Beziehungsweise sehr cool. „Jetzt musst du mit dem Gebiss arbeiten! Und außen mehr Gas geben!“

Vom Paddock aus kann ich den Reitplatz sehen. Der Mann leistet mir Gesellschaft und gemeinsam bewundern wir den neuen Reitlehrer der Frau. „Nennt mich Jeff“, hat er sich vorgestellt. „Ist mein Künstlername.“ „„Außen mehr Gas!““ weiterlesen

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A-tem-los durch die Reitstunde

„Atmen!“, ruft Frau Reitlehrerin gutgelaunt, während die Frau mit zusammengebissenen Zähnen und angehaltenem Atem auf mir herumschaukelt. „Aaaaaaatmen! Und lächeln!“

„Geht’s noch?!“, knirscht die sogenannte Besitzerin. Die wäre übrigens besser Apnoe-Taucherin als Reiterin geworden, wenn ihr mich fragt. Ich kenne keinen Menschen, der so lang ohne Luft auskommt. Geradezu unheimlich ist das.

„Durch die Nase ein und durch den Mund ausatmen“, flötet Frau Reitlehrerin, während die Frau langsam Blutdruck kriegt und böse Dinge murmelt, die sinngemäß darauf hinauslaufen, dass sie Piaffe reiten will und mit diesem Eso-Scheiß und der ganzen Atmerei nix am Hut hat, jawohl. „A-tem-los durch die Reitstunde“ weiterlesen

Runde Zirkel gibt’s gar nicht

Runde Zirkel gibt’s gar nicht. Oder gerade Linien. Oder sowas wie Vorhand- oder Hinterhandwendung. Wir machen eine mehr oder weniger elegante Mittelhandwendung und das wars dann.

Aber zurück zum Zirkel. Wir haben gerade Besuch von Frau Reitlehrerin und die legt verrückterweise gesteigerten Wert auf runde Zirkel. Überhaupt interessiert sie sich für korrekt gerittene Hufschlagfiguren, denn die hätten ja schließlich einen Sinn. Zum einen Gymnastizierung, durch den ständigen Wechsel von geraden Linien und Biegung, zum anderen könnte man daran gut überprüfen, inwieweit die Lenkung funktioniert.

Weil ja bösartigerweise die Linienführung sowie der Anfangs- und Endpunkt vorgegeben und – und das ist das Schlimmste – allgemein bekannt sind, so dass es jeder sieht, wenn man es nicht richtig macht. Das sagt nicht Frau Reitlehrerin, das knirscht die Frau, meine sogenannte Besitzerin, gerade durch die Zähne. Und nicht nur das, nein, jetzt sieht man auch, wer sein Pferd elegant am Sitz hat und aus demselben heraus reitet (nicht die Frau) und wer sein Pferd wie ein Bobby-Car durch die Gegend bewegt durch Ziehen am Zügel manövriert (die Frau). Kein Wunder also, dass die sich aufregt. „Runde Zirkel gibt’s gar nicht“ weiterlesen

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Der erste Hufschlag ist Lava

Ich weiß ja nicht, wie das bei euch so ist, aber die Frau, meine sogenannte Besitzerin, liebt den ersten Hufschlag. Man würde denken, sie liebt MICH, weil ich so ein ausgemachter Sonnenschein bin, der ihr trauriges Dasein erhellt, aber nein, sie liebt …. nicht mich, auch nicht das spanische Mähnenwunder, sondern den ersten Hufschlag. Immer schön außen rum und immer an der Wand lang. Und zwar so lange, bis sich eine Bob-Bahn gebildet hat, auf der ich auch mit verbundenen Augen problemlos die Spur halten könnte. Ich vermute, sie macht das aus religiösen Gründen, bin mir da aber nicht sicher. Was aber eigentlich ganz praktisch ist, weil mir beim Reiten öfter die Augen zufallen, denn sind wir mal ehrlich: wirklich aufregend ist es nicht, immer im Kreis rumzulaufen. „Der erste Hufschlag ist Lava“ weiterlesen

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Übergänge from Hell oder Ein Ruck im Maul, schon steht der Gaul

Ein schwarzes Pferd guckt freundlich in die Kamera

Beschwingt trabe ich um Frau Reitlehrerin herum, die in der Zirkelmitte steht. Die sogenannte Besitzerin sitzt halbwegs manierlich auf mir herum und stört nicht allzu sehr. Dann kommt’s: „Und jetzt ein Übergang zum Schritt.“

„Huch“, macht die sogenannte Besitzerin. Und zack, schlechte Laune. Bei ihr und bei mir, denn ich weiß jetzt schon, dass sie gleich am Zügel ziehen wird. Ihr ist das noch nicht klar, denn sie denkt langsamer als ich.

Das sieht dann ungefähr so aus: Ach du Scheisse. Übergang zum Schritt. Jetzt rattern die kleinen Rädchen in dem, was sie scherzhaft ihr Gehirn nennt. Das heißt, wir müssen irgendwie langsamer werden. Ach nein, durchparieren heißt das. Also bremsen. Frau Reitlehrerin guckt so komisch. Was die wohl wieder hat? Egal. Ich zieh mal ein bisschen am Zügel. Geht ja nicht anders. Na also, Schritt. Gekonnt ist gekonnt.

„Übergänge reiten ist mit das Wichtigste in der Reiterei“, beginnt Frau Reitlehrerin eine längere Rede, wird aber sofort von der Frau unterbrochen: „Übergänge reiten ist gar nicht schwer, das macht man ja ständig.“

„Damit meine ich korrekte Übergänge, denn wir wollen ja unabhängig von der Hand reiten“, lächelt Frau Reitlehrerin diplomatisch.

Wollen wir das? Ist der Frau zwar neu, aber sie nickt sicherheitshalber. „Übergänge from Hell oder Ein Ruck im Maul, schon steht der Gaul“ weiterlesen

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