„Ich bin schon ganz gespannt, wie das einhändige Reiten funktioniert“, vertraut uns die sogenannte Besitzerin an, als sie den Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, für den Reitunterricht fertigmacht. „Wir machen ja jetzt Garrocha von oben!“ Im Gegensatz zu Garrocha von unten , womit sie sich in letzter Zeit beschäftigt hat. Umso länger wird ihr Gesicht, als Frau Reitlehrerin statt der ersehnten Garrocha nur den uncoolen Halsring in der Hand hält. „Garrocha für Dummies, Teil 3 – Erster Versuch von oben, mit Garrocha und viel Hilfe von unten. Und wie geht das nochmal mit der Lenkung?“ weiterlesen
„Achtung, da reit ich immer lang!“
Ja, so ist sie, meine sogenannte Besitzerin. Flexibel wie eine Bahnschwelle und mindestens genauso beweglich.
Es fängt schon damit an, dass alles immer in der gleichen Reihenfolge gemacht werden muss. Bei der kleinsten Abweichung von der täglichen Routine wird sie komplett wuschig.
Zum Beispiel gehen wir zu Beginn der Reitstunde immer zwanzig Minuten Schritt. Auf dem zweiten Hufschlag. Ganze Bahn.
Immer.
Ich weiß ja nicht, wie das bei euch so ist, aber mir schalten sich die Synapsen schon ab, wenn ich die Reithalle nur von weitem sehe.
Während die Frau den zweiten Hufschlag dadurch markiert, dass sie eine Bob-Bahn in den ansonsten makellosen Sand fräst, guckt sie streng geradeaus.
Aufmerksamkeit ist wichtig und Reiten eine ernste Angelegenheit, vor allem, wenn man so profilneurotisch ist wie sie. Wenn es einen Pokal für die langweiligste Aufwärmeinheit ever gäbe, würde sie ihn gewinnen. Jeden Tag aufs Neue.
Und Gnade Gott dem armen Wurm, der so leichtsinnig ist und es wagt, ihren immergleichen Weg zu kreuzen. Schließlich reitet sie da IMMER lang, das dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben.
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