Fürchtet euch sehr, denn die Frau, meine sogenannte Besitzerin, hat mal wieder ein neues Leben begonnen. Sie erfindet sich ja ständig neu, wie sie sagt, und gerade tut sie so, als wäre sie Angstcoach. Also wie gesagt, Vorsicht vor der Frau.
„Wir sind ja jetzt Kollegen“, begrüßt sie Frau Reitlehrerin, die entspannt die Stallgasse herunterschlendert.
Das ist Frau Reitlehrerin zwar neu, aber sie lächelt freundlich, mit der ihr eigenen unzerstörbar guten Laune, und erkundigt sich nach Details. Das sind übrigens die zwei Schlüsselqualifikationen für Reitlehrer: freundlich lächeln können und Nerven wie Drahtseile haben.
„Ja, ich bin nämlich jetzt Angst-Coach für Angstreiter“, strahlt die sogenannte Besitzerin. Nix mehr Piaffe und Dressur-Queen, nein, jetzt wird therapeutisch gewerkelt, was das Zeug hält. Und wenn man selbst nicht reiten kann und Angst hat, ist man ja quasi Sachverständige fürs Angstreiten, so ihre Begründung für die überraschende Berufswahl. Praktischerweise kann man sowas im Fernkurs lernen, von Zuhause aus, wie sie erzählt. Und ohne jemals wirklichen Kontakt zu einem Reitschüler oder gar einem Psychologen oder sonstigen Sachverständigen gehabt zu haben.
„Und wie läuft das Coaching dann ab?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin.
„Ganz einfach, ich fahre zu meinen Reitschülern und gucke mir an, wie die reiten. Und dann sage ich denen, dass sie keine Angst haben sollen“, erklärt die Frau.
„Das ist ja einfach. Und meinst du, das hilft?“ „Fürchtet euch sehr, die Frau wird Angstcoach!“ weiterlesen