Seitengänge erschreiten

„Das sieht aber schön aus!“ Und eigentlich auch ganz einfach. Letzteres denkt die Frau, meine sogenannte Besitzerin, aber vorsichtshalber nur, während sie Frau Reitlehrerin und ihren Dieter dabei beobachtet, wie die von Schulterherein ins Travers und schließlich ins Renvers wechseln. Ganz leicht und mühelos sieht das aus. Wo doch die sogenannte Besitzerin schon Synapsenklappern kriegt, wenn sie sich an die jeweiligen Hilfen zu erinnern versucht und daran, wie das Pferd für welchen Seitengang gebogen sein muss und in welche Richtung sich das vordere Ende bewegt und wohin das hintere Ende währenddessen geht.

Gleich, nachdem Frau Reitlehrerin abgesessen ist und ihren Dieter versorgt hat, baut sich die Frau vor ihr auf. Mit Fragezeichen auf der Stirn und einem schlechten Gewissen, weil Frau Reitlehrerin ja eigentlich frei hat. Aber andererseits will sie es JETZT wissen und kann nicht bis zur nächsten Reitstunde warten. Bis dahin hat sie ihre Frage ja schon wieder vergessen! Also jetzt oder nie. Das schlechte Gewissen wird ignoriert und die Frage wird gefragt.

Frau Reitlehrerin ist sehr tapfer und eine wunderbare Pädagogin mit einem Bildungsauftrag. Sie lächelt: „Du möchtest wissen, wie man sich die einzelnen Seitengänge besser merken kann? Ich kann dir sogar sagen, wie du ein Gefühl dafür bekommst und gar nicht mehr über die Hilfen nachdenken musst, weil du das alles in deinem Gefühl abgespeichert hast!“

Was? Kann es so einfach sein? Nie mehr grübeln, sondern einfach so – EINFACH SO – Schulterherein reiten? Und Renvers, wo sich einem beim Nachdenken ja schon alles dreht? Unfassbar! Gespannt wartet die Frau auf des Rätsels Lösung.

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„Pferdchen spielen!“ schlägt Frau Reitlehrerin mit einem sonnigen Lächeln vor. Und da entgleisen der sogenannten Besitzerin kurz- und auch längerfristig die Gesichtszüge. „Pferdchen spielen?! Dein Ernst????? Ich will reiten! Auf Pferden! Nicht dieses Hobbyhorsing, wo man sich komplett zum Affen macht.“

Wo ist nur das schlechte Gewissen geblieben? Und zum Affen macht sie sich so oder so, egal, was sie gerade tut. Aber ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.

Frau Reitlehrerin lächelt ungerührt weiter. „Wenn du selbst die Bewegungen des Pferdes imitierst, werden die anders im Gehirn abgespeichert als wenn du nur darüber nachdenkst. Du musst dabei nicht auf allen vieren krabbeln, du kannst weiter aufrecht gehen. Deine Beine sind dann die Hinterbeine deines Pferdes. Du beugst dich nach vorne und lässt deine Arme nach unten baumeln. Das sind die Vorderbeine. Und so kannst du dir eine Linie als Anhaltspunkt nehmen – das ist dann der erste Hufschlug. Und da kannst du dann als Pferd Schulterherein gehen“– sie demonstriert es – „oder Travers.“ – sie zeigt auch das. „Und genauso funktionieren die Gegenlektionen Konter-Schulterherein und Renvers.“

Der Frau brummt schon wieder der Schädel vor lauter Rongwehr und Konterdies und Schulterdas.

Aber Frau Reitlehrerin ist noch nicht fertig. „Am besten fängst du mit einer Lektion an, Schulterherein zum Beispiel. Zuhause im Wohnzimmer oder da, wo du am meisten Platz hast. Du legst dir ein Buch zurecht, wo die Übung beschrieben ist. Oder du googelst es einfach. Und dann turnst du das nach.“

„Da ist aber keine gerade Linie für den ersten Hufschlag“, wendet die Frau zaghaft ein.

„Das macht nichts, dann legst du dir einen Zollstock auf den Boden“, lacht Frau Reitlehrerin fröhlich. „Und denk dran, das Bewegungslernen findet in der Gehirnhälfte statt, die gerade nicht für das analytische Denken zuständig ist, sondern für Kreativität, Tanz, Spielen und fürs Gefühl. Es darf dir ruhig auch Spaß machen, denn darum geht es doch beim Reiten.“

Einerseits ja, aber andererseits ist dieses Turnen entsetzlich uncool. Aber nochmal andererseits sieht einen ja niemand dabei. Hm hm hm. Die Frau zieht mit gemischten Gefühlen ab. Eventuell hat sie sich sogar vorher für den Gratis-Tipp bedankt, man weiß es nicht.

Und ich persönlich finde, dass sie sich sowieso mehr bewegen wollte, gute Vorsätze und so, und da passt das doch ganz hervorragend. Und das Beste: Wenn sie zuhause turnt, habe ich frei 😉

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