Kennt ihr das, wenn etwas da ist, aber andererseits auch nicht? Wie zum Beispiel die Pferdeleckerli in der rechten Jackentasche. Also nicht von mir, ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern. Nein, gemeint ist natürlich die rechte Jackentasche der Frau, meiner sogenannten Besitzerin. Wenn die ausnahmsweise mal nicht auf mir rumsitzt, sondern mich zum Beispiel führt, tut sie das auf der linken Seite, weil das anscheinend so üblich ist. Ich kann also problemlos den Kopf in ihre rechte Jackentasche stecken oder es zumindest versuchen. Unternehmungslustigere Pferde wie zum Beispiel der Lutschi, was unser spanisches Mähnenwunder ist, fressen gleich die ganze Jacke mit. Gibt aber Ärger, weil: offiziell sind gar keine Kekse da. Schrödingers Keks, quasi.
Andere Dinge, die potentiell da sind, real aber nicht: der Autoschlüssel. Der wird regelmäßig gut in der Futtertonne verwahrt, was ein ausgesprochen sicherer Aufbewahrungsort ist. Noch nicht einmal die sogenannte Besitzerin findet ihn dort wieder. Beziehungsweise erst dann, wenn der zu Hilfe gerufene Mann vom ADAC das Auto aufmachen will. Dann wäre da noch das Gehirn vom Lutschi, der seine beiden Gehirnzellen ausschließlich fürs Mähnenwachstum nutzt. Möglicherweise existiert eine vollständig funktionsfähige Version in einem weit entfernten Paralleluniversum. Und natürlich Hufkratzer, der zweite Handschuh – ihr wisst, was ich meine.
Das Problem bei Schrödingers Keks ist, dass ich ihn in einer blitzschnellen, schlangenartigen Bewegung erwischen kann, wenn die Frau die Spendierhose anhat. Beim Clickern zum Beispiel. Das Problem hab dann auch nicht ich – ich hab ja den Keks – sondern die sogenannte Besitzerin. Und zwar befürchtet die immer, ich würde ihr den Arm abreißen. Oder zumindest die Finger. Da kann ich sie beruhigen, ich lebe in der Regel vegan. Anders als der Lutschi, der bekennender Allesfresser ist und zurzeit in Ungnade.
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Clickern ist übrigens mega, ich beziehe Dreiviertel meines Energiebedarfs darüber. Womit Frau Reitlehrerin leider nicht einverstanden ist, die guckt mich immer stirnrunzelnd an und schlägt eine wesentlich kalorienarme Belohnung vor. Was sie außerdem sehr stark stirnrunzelnd empfiehlt: Höflichkeitserziehung.
„Wie soll das denn bitteschön gehen“, fragt die sogenannte Besitzerin genervt.
„Ganz einfach: Beim Clicker-Training belohnst du ein bestimmtes Verhalten.“
„Weiß ich“, knurrt die sogenannte Besitzerin. Wir hatten aber auch schon mal bessere Laune.
Frau Reitlehrerin lächelt und spricht ungerührt weiter: „Du möchtest zum Beispiel gern, dass der Pfridolin gerade auf allen vier Hufen steht und den Kopf entspannt mittig trägt. Nimmt er diese Position ein, wird geclickt und das kalorienarme Leckerli gefüttert. Und zwar nur in dieser Kopfposition, du musst also zur Not noch einen Schritt auf ihn zu machen. Er soll nicht von sich aus Kopf und Hals nach dem Leckerli verrenken, sondern gerade nach vorn gucken und so sein Leckerli essen. Wenn du das konsequent so beibehältst, hört das lästige Betteln und Jacke untersuchen auf, weil er weiß, dass es sich nicht lohnt. Belohnt wird nur, wenn er neutral und höflich bleibt. Wobei du natürlich auch darauf achtest, dass du selbst neutral und höflich bist. Höflichkeit ist keine Einbahnstraße.“
„Aha“, muffelt die Frau.
„Neutral und höflich“, erinnert Frau Reitlehrerin.
„Jaha“, sagt die sogenannte Besitzerin und ringt sich ein Lächeln ab. Und siehe da, gleich ist schöne Stimmung, mit Aussicht auf Kekse.
Bild: Warten auf Schrödingers Keks
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