Läuft bei uns

Da vorn raschelt es unheimlich. Sicherheitshalber bleibe ich stehen. Auf meinem Rücken hält die Frau, meine sogenannte Besitzerin, die Luft an und macht große Augen. Fragt nicht, woher ich das weiß, wir Pferde wissen sowas einfach. Komischerweise trägt das nicht zu meiner Beruhigung bei. Meine Idee war es schließlich nicht, bei windigem Herbstwetter auszureiten, wo ständig irgendwas wackelt und knattert und die wilden Tiere im Laub rascheln. Davon hat die sogenannte Besitzerin natürlich keine Ahnung. Die sitzt nur auf mir rum und zetert, wenn ich stehenbleibe. Wenn ich durchstarte, ist es aber auch irgendwie nicht richtig. Mit anderen Worten: Ich bin hier derjenige, der sich um die basic Sicherheitsmaßnahmen kümmert und für unser Überleben zuständig ist.

Todesmutig gehe ich weiter. „Geht das auch schneller?“, fragt die Frau böse und grüßt huldvoll Spaziergänger, die uns entgegenkommen. Von hinten kommen auch welche, die uns überholen. „Direkt peinlich ist das mit deiner Schleicherei.“

Die Fußgänger grüßen freundlich. Reaktionsschnell schaltet sie um und verwandelt sich in die leutselige Gräfin, die ihre Untertanen freundlich anspricht. „Herrliches Wetter, oder?“, strahlt sie.

„Wir haben noch nie ein Pferd überholt“, freuen sich die Spaziergänger. „Das müssen wir unbedingt zuhause erzählen.“

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„Bitte nicht“, kann die sogenannte Besitzerin noch sagen, da sind die Fußgänger schon weg.

Wenn dahinten Drachen sind, fressen die die Spaziergänger zuerst, denke ich mir und stiefele mit neuem Mut und neuer Energie weiter. Die leutselige Gräfin auf meinem Rücken findet meinen mittlerweile schwungvollen Schritt unbequem und hängt sich in die Zügel. „Geht das auch langsamer?“

Nein, weil gerade wieder ein Blatt geraschelt hat. Und dahinten manifestiert sich der Endgegner in Form einer raschelnden Plastiktüte. Und wo ich so darüber nachdenke, fällt mir ein, dass wir ja auf dem Heimweg sind und den Punkt der weitesten Entfernung zum Stall hinter uns gelassen haben. Ab jetzt starker Schritt und flott nach Hause, bevor uns die Wölfe fressen. Ich lege noch einen Zacken zu.

Das ist der Frau zu unheimlich. Sie sitzt ab und will mich den Rest des Wegs führen. Meinetwegen. Ich habs aber eilig. Wenn sie sich beeilt, kann sie gerne mitkommen. Ist zwar auch nicht richtig, ist mir aber egal.

Fluchend und schimpfend joggt die sogenannte Besitzerin neben mir her und beklagt sich hinterher bitterlich bei Frau Reitlehrerin. „So frech war der Pfridolin. So frech und so ungehorsam“, sagt sie und macht wieder große Augen, aber anders.

Frau Reitlehrerin lächelt lieb und empfiehlt, einfach nicht allein auszureiten, wenn es kalt und windig ist. „Weil die Pferde dann häufig angespannt sind. Wind macht die Pferde unruhig, weil sich dann alles bewegt. Pferde können nicht gut scharf sehen, aber dafür Bewegungen um sich herum ganz hervorragend erkennen. Und was macht man dann als Fluchttier, wenn es gefühlt ständig ums Überleben geht? Richtig, vor der vermeintlichen Gefahr weglaufen. Oder zumindest sehr, sehr vorsichtig agieren.“

„Ja und was macht man dann als Mensch?“

„Entweder man kann dem Pferd Sicherheit vermitteln, weil man souverän mit der Situation umgeht und das Pferd einem auch zutraut, damit fertigzuwerden…“

„Seufz“, macht die sogenannte Besitzerin, der die ungewohnte Anstrengung noch in den Knochen sitzt.

„… oder man sucht sich einen Ausreitpartner, der einem Sicherheit gibt“, schlägt Frau Reitlehrerin vor.

„Hmpf“, macht sie sogenannte Besitzerin, was wahrscheinlich heißt: So jemand gibt es nicht.

„Oder man stellt sich den Gefahren zu Fuß.“

„Hab ich ja gemacht. So schnell wollte ich aber nicht laufen. Mir tun jetzt noch die Füße weh.“

„In dem Fall bereitet man sich und das Pferd durch Bodenarbeit vor und verbessert die Kommunikation. Wenn etwas vom Boden aus klappt, kann man es auch von oben versuchen. Man kann dann nämlich zur Not immer noch absitzen und das Problem vom Boden aus lösen.“

„Seufz“, ist die einsilbige Antwort.

„Machen wir in der nächsten Reitstunde Bodenarbeit?“

Die sogenannte Besitzerin nickt. Läuft bei uns 😉

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