„Aus dem Weg, ich hab gleich Reitstunde“, erklärt die sogenannte Besitzerin wichtig und zieht mich vom Putzplatz weg in Richtung Reithalle. „Fegen muss ich nicht, ich hab ja keine Hufe ausgekratzt.“ Das bleibt keinem verborgen, denn mit jedem Schritt fällt mir ein Klumpen Stallmist aus den Hufen. Was aber egal ist, denn für das Fegen der Wege ist glücklicherweise jemand anders zuständig.
Frohgemut wandern wir dahin und sind schon fast da, als uns eine freundliche Stimme begrüßt. Es ist unsere one and only Frau Reitlehrerin, die meine Möchtegern-Reiterin fragt, ob sie nichts vergessen hat. Kurzer Kontrollblick: Reithelm, Pferd, Sattel, Trense, nö. Die sogenannte Besitzerin ist sich keiner Schuld bewusst.
„Hufe auskratzen?“, fragt Frau Reitlehrerin.
„Das mach ich nicht, das ist eklig.“
„Aber wichtig“, mahnt Frau Reitlehrerin.
„Bevor ich in den ekligen Dreck reinpacke, den der Pfridolin unter den Hufen hat, fallen mir eher die Hände ab. Iiiiiiiiih Pferdemist!“ Die sogenannte Besitzerin schüttelt sich.
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„Wenn du die Hufe regelmäßig auskratzt, kannst du Fremdkörper entfernen, bevor daraus zum Beispiel ein Hufgeschwür entsteht. Oder es dem Pfridolin einfach weh tut beim Laufen.“
Vorwurfsvoll gucke ich die sogenannte Besitzerin an. Was die komplett ignoriert. „Für die Hufe ist der Schmied zuständig, und der hat mir noch nie irgendwas dazu gesagt.“
„Weil der immer vormittags kommt, wenn du im Büro bist“, lächelt Frau Reitlehrerin. „Beim regelmäßigen Hufe auskratzen kannst du auch rechtzeitig erkennen, ob der Pfridolin Strahlfäule entwickelt, und die dann auch bekämpfen, bevor sich im schlimmsten Fall daraus Hufkrebs entwickelt.“
„Hufkrebs gibt’s ja gar nicht. Jedenfalls hab ich noch nie davon gehört.“
„Doch, das gibt es, und es ist schmerzhaft und die Behandlung ist teuer und aufwendig. Ohne Huf kein Pferd“, schärft Frau Reitlehrerin der Frau ein. „Der Huf ist die Basis für das ganze Pferd, darauf ruht letztlich das gesamte Körpergewicht.“
„Schon gut“, muffelt die Frau. „Mach ich ab morgen.“
Die Reitstunde verläuft ansonsten unauffällig. Wenn man von den üblichen Diskussionen mal absieht. Der spannende Teil kommt hinterher, wo sich die Frau mit mir im Schlepptau elegant aus der Halle herauswinden will. „Du hast das Abäppeln vergessen“, ruft Frau Reitlehrerin fröhlich. Wo die nur das unerschütterliche Nervenkostüm hernimmt? Beneidenswert, oder? Die sogenannte Besitzerin hat sowas nicht. Bei der ist zack, schlechte Laune. Boah, schon wieder im Pferdemist rumrühren. So schlimm. „Mach ich später“, lügt sie.
„Das machst du bitte jetzt, weil das einfach dazugehört. Bevor man die Halle verlässt, wird abgeäppelt, das ist einfach so.“
„Aber das ist so eklig und so schlimm“, ziert sich die Frau.
„Dafür hast du ja den Äppelboy, damit geht es schnell und einfach.“
Hmpf, macht die Frau und sammelt meine zwei Haufen ein.
„Es könnte schlimmer sein“, tröstet Frau Reitlehrerin. „Stell dir mal vor, es wären Hundehaufen. Oder -worst case – der Pfridolin tritt zusätzlich noch in einen Hundehaufen rein.“
Dafür hat die sogenannte Besitzerin eine Lösung. „Deshalb kratz ich ja auch keine Hufe aus, weil das widerlich ist.“
„Doch, das tust du, weil du die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen deines Pferdes trägst.“
Wait- what? Das muss man sich mal vorstellen: Mein Leben liegt in den Händen einer Irren. Kann mir bitte jemand helfen?
„Naaaaaa gut.“
Puh, Glück gehabt.
Bild: Rebecca Scholz, Pixabay
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