„Ich bin schon ganz gespannt, wie das einhändige Reiten funktioniert“, vertraut uns die sogenannte Besitzerin an, als sie den Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, für den Reitunterricht fertigmacht. „Wir machen ja jetzt Garrocha von oben!“ Im Gegensatz zu Garrocha von unten , womit sie sich in letzter Zeit beschäftigt hat. Umso länger wird ihr Gesicht, als Frau Reitlehrerin statt der ersehnten Garrocha nur den uncoolen Halsring in der Hand hält.
„Ich freu mich auch, euch zu sehen“, lächelt Frau Reitlehrerin.
„Warum denn der blöde Halsring und nicht die Garrocha“, nörgelt die sogenannte Besitzerin. „Ich hatte mich schon so gefreut.“
„Der Halsring hilft dir beim einhändigen Reiten“, erklärt Frau Reitlehrerin und fädelt den Lutschi in das ungeliebte Accessoire ein.
„Wie denn das, das blöde Ding hat ja nicht mal ein Gebiss. Ich will einhändig reiten, mit Kandare. Die hab ich nämlich schon bestellt, so!“, trumpft die Frau auf.
Wie geht das nochmal mit der Lenkung?
„Das ändert aber nichts daran, dass du zukünftig nicht mehr mit den Zügeln lenken wirst, sondern über den Sitz“, lächelt Frau Reitlehrerin unbeeindruckt.
„Tu ich doch“, lügt die Frau.
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„Prima, dann sind wir ja schnell mit dem Halsring fertig und können die Garrocha nehmen. Die Zügel lässt du erstmal los und fasst den Halsring mit der linken Hand. Durchparieren ohne Zügel haben wir ja schon geübt.“ Zur Sicherheit verrät sie aber nochmal, wie das geht: „Du wächst nach oben und unten und atmest dann aus und kippst das Becken ab. Genau so.“ Der Lutschi hat Frau Reitlehrerin genau beobachtet und schon erraten, worum es geht – nämlich Rumstehen, seine Lieblingsübung 😛 „Und jetzt reitest du wieder an und hältst gleich nochmal an. Prima. Als nächstes gehst du auf den zweiten Hufschlag und versuchst, den Lutschi nur durch deinen Sitz auf der Linie zu halten.“
Die Linie gerät etwas eigenwillig, findet Frau Reitlehrerin. Ist aber für Menschen mit gutem Willen durchaus zu erkennen, findet die Frau. Dann soll der Lutschi durch die ganze Bahn wechseln und danach auf den Zirkel abwenden. Frau Reitlehrerin erklärt auch hier nochmal, wie das geht: „Du schaust dahin, wo du hinwillst, und drehst dich bei Bedarf leicht in die Wendung, so dass deine innere Schulter zurückkommt, die äußere vor. Der innere Schenkel bleibt am Gurt, der äußere – oder besser die äußere Hüfte -, geht leicht zurück.“ Frau Reitlehrerin macht es am Boden vor, die Frau turnt oben mit und der Lutschi wendet brav auf den Zirkel ab.
Erster Versuch von oben, mit Garrocha und viel Hilfe von unten
„Mit einer Hand!!!“, betont die Frau und Frau Reitlehrerin ist voll des Lobes. Nachdem auch Aus-dem-Zirkel-wechseln klappt, ist der große Moment da: die Frau darf die Zügel wieder aufnehmen, der Halsring kommt weg und die Garrocha zur Frau.
Was sich aber einfacher liest als es in der Umsetzung ist, denn die sogenannte Besitzerin hat ja nach wie vor zwei linke Hände.
Frau Reitlehrerin hält die Garrocha also sicherheitshalber selbst fest und kommandiert: „Die Zügel in die linke Hand. Und zwar durch den kleinen Finger getrennt. Sprich: der linke Zügel kommt unter den kleinen Finger, dann kommt der kleine Finger und dann der rechte Zügel.“ Mit ein wenig Hilfestellung und viel Vorsagen meistert die sogenannte Besitzerin auch diese Klippe und endlich – ENDLICH – darf sie die Garrocha mit der rechten Hand halten.
„Boah, schwer“, stellt sie fest.
„Ja, immer noch“, lächelt Frau Reitlehrerin.
„Und wie geht das jetzt?“, erkundigt sich die Frau.
Frau Reitlehrerin erklärt: „Ich halte die Garrocha von unten fest und laufe mit. Dann ist die erstens nicht so schwer für dich und zweitens kann dann weniger passieren.“
Findet die Frau zwar unter ihrer Würde, aber geht anscheinend nicht anders. Hmpf. „Das gibt aber keine schönen Fotos“, sorgt sie sich.
Nein, auch das nicht, aber was gibt bei uns schon schöne Fotos?, würde ich sagen, wenn sie mich fragt, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde unterdrückt. Der Lutschi dagegen hat jetzt ausgeschlafen und guckt Frau Reitlehrerin groß an, als die neben ihm hermarschiert. Ich glaube, er fühlt sich beobachtet 😀
„Dann lass uns doch gleich mal mit den Handwechseln starten“, schlägt Frau Reitlehrerin vor.
„Mimimi“, antwortet die Frau, was wohl übersetzt bedeutet, dass sie erst noch ein paar Runden auf dem Zirkel gehen möchte. „Kann die Stange auch ganz sicher nicht runterfallen?“, fragt sie.
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„Deshalb halte ich sie ja fest“, lächelt Frau Reitlehrerin beruhigend.
Die Frau kriegt spanische Gefühle, aber nur vorübergehend
Ja dann. Mit einem Mal bekommt die sogenannte Besitzerin spanische Gefühle und will schwungvolle Handwechsel reiten. Das sieht ja in den Videos so einfach aus, gell.
Also sagt Frau Reitlehrerin an, was zu tun ist: rechter Arm hoch, Linkswendung und zügig weiter. Der Lutschi kann mit der diffusen Hilfengebung der Frau nix anfangen und bleibt im entscheidenden Moment stehen. Frau Reitlehrerin ist glücklicherweise genau passend mit dem langen Stock mitgeflitzt und kann so verhindern, dass das spanische Mähnenwunder die Garrocha auf die Kruppe bekommt.
„Oh, ah.“ Das hat sich die sogenannte Besitzerin aber anders vorgestellt.
„Das machen wir gleich nochmal“, findet Frau Reitlehrerin. „Und zwar machst du jetzt wieder einen Handwechsel nach außen und gehst zurück auf die rechte Hand.“
Die Frau gehorcht brav: Arm hoch, Rechtswendung, Frau Reitlehrerin flitzt passend mit der Garrocha mit, donnert zwischendurch: „WEITERREITEN!!!!“, und juhu, rechte Hand.
Das ist doch schwieriger als gedacht, findet die sogenannte Besitzerin. Frau Reitlehrerin muss ihr da recht geben. „Aber: Das Lenken hat gut geklappt, und den Rest können wir noch üben, gern auch ohne Pferd, bis du die Bewegungen im Schlaf kannst.“
Ach nein, das hätte sie sich anders vorgestellt, winkt die sogenannte Besitzerin ab. Der Mann und ich gucken uns an und denken das Gleiche: Wie praktisch, dass die Garrocha teilbar ist., so kann man sie viel besser im Keller verstauen 😛
Bild: Spanisches Mähnenwunder ohne Garrocha, aber mit hübscher Trense und ausnahmsweise sauber.
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