Die Frau bestellt ja gern Sachen im Internet. Manchmal, weil sie ihr gefallen, manchmal – und das kommt häufiger vor – weil sie sich etwas davon verspricht. Zum Beispiel, dass sie dadurch Reiten lernt. Genauer: Reiten nur mit Sitzhilfe. Frau Reitlehrerin spricht im Unterricht oft davon, dass es erstrebenswert wäre, das Pferd am Sitz zu haben, und das will die Frau jetzt auch. Praktischerweise gibt es ein Buch, das genau so heißt: Reiten nur mit Sitzhilfe. Zack, gekauft.
Das war einfach. Der schwierigere Teil kommt jetzt: Das Lesen (ja, es sind auch Bilder darin) und das Verstehen. Wobei man der Autorin keinen Vorwurf machen kann, wenn bei der Frau der Groschen nicht fällt. Denn mal ehrlich: wie lang versucht Frau Reitlehrerin schon, der Frau das Reiten beizubringen? Eben.
Aber hier erst mal die Eckdaten:
Reiten nur mit Sitzhilfe – die wissenschaftliche Grundlage einer fast vergessenen Kunst
Dr. Brigitte Kaluza
Cadmos-Verlag
208 Seiten
29,95 EUR
Sitzhilfe! Kunst! Genau das richtige für mich, denkt die sogenannte Besitzerin und blättert eifrig los. Was sie übersehen hat, ist die „wissenschaftliche Grundlage“, denn genau das ist es: wissenschaftlich. Hier wird erst einmal genau erklärt, wie der Pferdekörper in den unterschiedlichen Bewegungsformen funktioniert, und es ist jede Menge Biologie und noch mehr Physik dabei. Man darf also keine Angst vor Fremdwörtern haben und sollte sich auch Zeit nehmen, denn das Buch liest sich nicht einfach so weg. Jedenfalls bei der Frau nicht. Aber es sind jede Menge Illustrationen dabei, die beim Verständnis helfen, und so erfährt die Frau im Weiteren auch, wie der menschliche Körper beim Reiten funktioniert, was Skateboards damit zu tun haben und wie Hilfengebung und Gymnastik für das Reitpferd vernünftigerweise aussehen sollten. Oder wie es Frau Reitlehrerin formuliert: Du musst mit dem Hintern denken! Und dem ist nichts hinzuzufügen.
Pro: Eine umfassende Erklärung der biomechanischen Vorgänge im Pferde- und im Menschenkörper, inklusive der neuronalen Steuerung. Plus gute Erklärungen dafür, warum manche Dinge nicht funktionieren können, andere dagegen schon. Oder wusstet ihr, dass die Beckenstellung des Pferdes Einfluss auf die Atmung hat? Außerdem noch Ausführungen über die Reiterei im Allgemeinen und im Besonderen.
Contra: Teilweise mühsam zu lesen, weil sehr wissenschaftlich. Also eigentlich genau das, was der Untertitel verspricht. Man gewöhnt sich aber daran.
Fazit: Keine herkömmliche Reitlehre, sondern eine ganz andere Herangehensweise, die vieles in neuem Licht erscheinen lässt. Absolut lesenswert!
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