Für euch gelesen: Gutes Training schützt das Pferd

„Das sieht aber schön aus! So elegant!“, meint die sogenannte Besitzerin beim Blick auf das Buch-Cover, und auf ihrer Stirn erscheint in großen Buchstaben die Leuchtschrift: Das will ich auch können. Einhändig versammelt galoppieren, und noch dazu ohne Sattel! Hach!

Zack, Buch gekauft. Und dann festgestellt: Vor den Erfolg sind Hürden gesetzt, in Form von vielen kleinen Buchstaben. Weil ich ja bekanntlich der Schlauere von uns beiden bin, habe ich das Buch also schonmal probegelesen. Bis sich die sogenannte Besitzerin da durchbuchstabiert hat, kann es nämlich noch dauern.

Der Untertitel verspricht Schonende Ausbildung nach osteopathischen Grundsätzen. Ich finde, das hört sich schon mal gut an. Es geht auch gleich los mit der Physiologie der Bewegung, das heißt, die Autoren erklären erstmal, wie sich so ein Pferd überhaupt von Natur aus bewegt und welche Strukturen dabei beansprucht werden. Und was im Körper passiert, wenn man das Pferd formt. Das ist ganz spannend und anschaulich geschildert. Was mir persönlich am besten gefällt: grasen ist die physiologischste Körperhaltung überhaupt. Bäm! In Beizäumung laufen dagegen nicht so sehr. Doppelbäm!

Hier die Eckdaten:
Gutes Training schützt das Pferd
Barbara Welter-Böller und Maximilian Welter
Verlag: Cadmos
176 Seiten mit vielen Fotos
29,95 EUR

*

Weiter geht’s mit rassetypischen Besonderheiten und Trainingslehre. Trainingslehre, das ist nämlich die Kunst, Pferde gezielt aufzubauen. Das Zauberwort hierbei heißt gezielt. Also Neuland für die Frau, da bin ich mir sicher 😛 Exterieurbeurteilung und Ganganalyse gehören auch dazu.

Die natürliche Schiefe hat ein eigenes Kapitel, in dem der Zusammenhang zwischen dem Einknicken in der Hüfte und der Schiefe des Pferdes untersucht wird. Sinngemäß: je schiefer, desto einknick. Kommt mir bekannt vor. Wobei: An mir kann es nicht liegen, denn ich bin ja hier nur das Pferd und kann nichts dafür 😛

Und dann haben die Autoren noch eine interessante These, wonach die allermeisten Pferde rechts hohl sind, weil nämlich der Blinddarm für ein Ungleichgewicht in ihnen sorgt. Ich habe diesbezüglich auch eine These, und sie lautet: Der Blinddarm kann nicht die alleinige Ursache für die Schiefe sein, denn sonst gäbe es keine Pferde, die links hohl sind. Und die ganzen Wissenschaftler, die die Ursachen für die natürliche Schiefe suchen, wären arbeitslos. Praktischerweise gibt es aber noch eine ausführliche Anleitung, wie man die Schiefe des eigenen Pferdes selbst ermitteln und beurteilen kann.

Dann kommt noch ein schönes Kapitel über die Dehnungshaltung und der für mich spannendste Teil: Die Erklärung der reiterlichen Hilfen. Wieso die wann und worauf einwirken. Und worin aus Pferdesicht zum Beispiel der Unterschied zwischen dem biegenden und dem vorwärts-seitwärts treibenden Schenkel liegt. Für mich sehr interessant, weil ich ja aus der Hilfengebung meiner Reiterin selten schlau werde und auf die Übersetzung durch Frau Reitlehrerin angewiesen bin. Also mega, das Kapitel. Gefällt mir gut. Dann gibt es noch Anmerkungen zu Sattel und Trense und Anatomie, verständlich und gut lesbar erklärt. Und dann ist das Buch auch schon zu Ende. Schade.

Pro: Die Physiologie des Pferdekörpers wird wunderbar beschrieben und Zusammenhänge werden verständlich und gut lesbar erklärt. Spannend: Die osteopathische Exterieurbeurteilung! Auch super: Die Hilfengebung wird wunderbar strukturiert beschrieben und anatomisch genau erklärt.

Contra: In dem Buch sind viele, zum Teil sehr schöne Fotos. Zwischendurch taucht allerdings eins auf, bei dem man sich fragt: Ist das jetzt ein Negativbeispiel oder hat es einfach keiner gemerkt?

Fazit: Ein sehr cooles Buch, das sehr viel Wissen vermittelt und dabei immer gut lesbar ist!

* = Das ist ein Affiliate Link. Wenn ihr hierdrauf klickt und etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber ich bekomme ein paar Cent für Möhren. Was toll wäre, weil dieses Schreiben nämlich total anstrengend ist. Und ich sehr arm bin. Der Ärmste eigentlich.

Teilen mit: