„Jetzt mach schon“, ruft die Frau, meine sogenannte Besitzerin, und kickt mich in die Seite. „Zackzack!“
Also erstens ist zackzack keins der Stimmkommandos, die ich kenne, und zweitens ist in die Seite gebolzt werden sehr unangenehm. Und drittens – was soll das? Hilfesuchend sehe ich Frau Reitlehrerin an, die sich von meiner Reiterin erklären lässt, was die mit ihrer diffusen Hilfengebung bezweckt.
„Der soll endlich mal vorwärts gehen, der ist ganz schlimm faul“, ist die Antwort. Und das von der sogenannten Besitzerin, die ja sonst den Heldentod stirbt, wenn ich mal ein bisschen motivierter unterwegs bin.
„Fürs vorwärts haben wir ja verschiedene Hilfen installiert“, erinnert Frau Reitlehrerin mit einem freundlichen Lächeln. „Denn Reiten ist kein Kampfsport, sondern Kommunikation mit dem ganzen Körper, und diese Sprache müssen Reiter und Pferd beherrschen.“
„Langweilig“, winkt die sogenannte Besitzerin ab. Die will schließlich Piaffe reiten und nicht immer Vorlesungen zu so Anfängerthemen bekommen. Aber Frau Reitlehrerin vertritt die Ansicht, dass die Basics eben die Basis für alles andere sind, und wenn die schon nicht stimmen, kann man darauf auch nicht aufbauen und auch keine weiterführenden Lektionen entwickeln. Also auch keine Piaffe.
„Keine Versammlung, kein Garnichts“, seufzt die Frau und ist jetzt wieder gesprächsbereit.
„Das Vorwärtsreiten beginnt mit deinem inneren Bild davon“, erklärt Frau Reitlehrerin. „Du richtest dich auf und atmest ein. Das ist eine halbe Parade.“
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Ach guck. Wusste die sogenannte Besitzerin gar nicht, dass sie so tolle Sachen reitet. Sie wird direkt einen halben Meter größer.
„Dann kommt die Einwirkung mit dem Becken – das berühmte Kreuz anspannen. Und dann kommen erst die Schenkel. Das ist die Hierarchie der Hilfen.“
Die Frau erinnert sich dunkel. „Und als letztes kommt die Einwirkung mit der Hand, stimmt‘s?“, rät sie.
„Ganz genau“, lobt Frau Reitlehrerin.
„Aber wenn ich meine Schenkel anlege und nix passiert – dann muss ich doch stärker treiben, oder? Die anderen kicken die Pferde dann auch in die Seite.“ Oder reiten mit Sporen, was ja Frau Reitlehrerin blöderweise nicht erlaubt.
„Dafür hast du die Gerte“, ist die Antwort. „Mit ihr berührst du den Pfridolin leicht, wenn er nicht auf deine Schenkelhilfe reagiert.“
„Und wenn er darauf auch nicht reagiert?“ Anscheinend plant die sogenannte Besitzerin die nächsten Eskalationsstufen. Ich bin entsetzt.
„Dann tickst du ihn leicht an.“
„Hab ich doch schon.“
„Nein, du hast ihn berührt“, korrigiert Frau Reitlehrerin. „Erst so, als säße eine Fliege auf seinem Fell, dann wird das Insekt ein bisschen größer und das Gefühl auf der Haut ein bisschen stärker. Wobei du ihn nicht schlägst, sondern nur antippst, aber immer einen Hauch mehr als vorher. Und wenn du das konsequent machst, wird er besser auf deine Schenkelhilfe reagieren und du brauchst die Gerte nicht mehr. Später musst du dich nur noch aufrichten und einatmen und irgendwann reicht schon das innere Bild, damit er zum Beispiel antrabt.“
„Verrückt“, staunt die sogenannte Besitzerin.
Aber Frau Reitlehrerin ist noch nicht fertig: „Junge Pferde sind von Natur aus ganz fein und empfindlich. Sie werden systematisch abgestumpft, weil viele Leute das feine Reiten nicht beherrschen oder sich schlicht nicht dafür interessieren. Oder weil die Pferde so bewegungsstark sind, dass die wenigsten Reiter diese Bewegung sitzen können. Ganz verbreitet ist ja auch die Idee des Dauertreibens. Das stumpft beide ab, Reiter und Pferd. Der Reiter treibt ganz automatisch und merkt es gar nicht mehr und das Pferd versucht, die hämmernden Schenkel zu ignorieren, weil es ja offensichtlich nicht schneller werden soll. Wenn es schneller wird, wird nämlich am Zügel gezogen.“ Da weiß sogar die sogenannte Besitzerin, dass das nicht richtig sein kann. Sie fragt: „Und wie macht man es besser?“
„Man setzt seinen Körper bewusst ein.“
„Ach so. Na wenn das so einfach ist, wundert es mich aber, dass da noch keiner draufgekommen ist“, antwortet die Frau schnippisch.
„Das geht natürlich nicht mal eben so, aber in der Reiterei gibt es nun mal keine Abkürzungen“, fasst Frau Reitlehrerin mit einem pädagogischen Lächeln zusammen.
Das hat die sogenannte Besitzerin schon vermutet und seufzt abgrundtief.
„Reiten lernen ist ein Prozess“, tröstet Frau Reitlehrerin. „Es ist eine Reise, bei der man immer mehr über sich und über sein Pferd erfährt. Und irgendwann ist es ganz leicht und mühelos und du musst nur noch denken.“
„Das hört sich aber schön an“, findet die Frau.
Und ich möchte jetzt bitte an meinen Futtertrog reisen, bevor das hier noch in Arbeit ausartet. Da warten Möhren auf mich und ich finde, das hört sich auch sehr schön an.
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