Wir machen jetzt Springreiten. Also, fast. Es hat jedenfalls mit Stangen zu tun, die im Weg rumliegen. Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, ist ja amtlich anerkanntes Naturtalent in allem, und jetzt bildet sie sich ein, eine zweite Ingrid Klimke zu sein, furchtlos und verwegen. Und da gehört nun mal Springen dazu. Oder Cavaletti. Oder wenigstens Stangen auf dem Boden. Der Mann, der uns vor einiger Zeit zugelaufen und komischerweise immer noch da ist, muss ihr dabei assistieren und verstreut weisungsgemäß Sprungstangen auf dem Boden. Schnell stellt sich heraus, was man dabei alles falsch machen kann. Nämlich alles.
Zum Glück kommt gerade Frau Reitlehrerin vorbei, deren geheime Superkraft es ist, überall dort aufzutauchen, wo es gerade spannend wird. Und da bin ich auch ganz froh, dass ich mir nicht allein mit der Verrückten und ihrem Gehilfen den Hals brechen muss, über unpassend hingelegten Stangen, die mir unaufgefordert durch die Beine kullern.
Als erstes beglückwünscht sie meine durchgeknallte Reiterin zu ihrer Motivation und ihrem Lernwillen. Wusste die zwar noch nix von, aber lässt sie sich gern gefallen. Lob ist ja immer gut. Als nächstes erklärt sie, dass man Stangen passend hinlegen muss, und zwar je nach Gangart und je nachdem, was man damit erreichen will. Ich spüre förmlich, wie das Gesicht meiner Reiterin immer länger wird. Man muss sich Gedanken machen? Das ist ja nicht unbedingt ihre Kernkompetenz. „Ich möchte eigentlich nur, dass der Pfridolin die Beine mehr hebt. Und dass wir mal was anderes machen als sonst“, erklärt sie.
Frau Reitlehrerin findet das eine gute Idee und erklärt gutgelaunt: „Für den Anfang nehmen wir am besten Dualgassen oder Softstangen. Runde Holzstangen musst du gegen Fortrollen sichern, sonst sind Sehnenschäden und andere Verletzungen vorprogrammiert. Bei den Dualgassen oder Softstangen muss man dagegen häufiger nachjustieren, weil die Pferde sie häufig nicht ernst nehmen und öfter dagegentreten. Aber dafür ist die Verletzungsgefahr nicht so groß.“
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„Und man kann sie besser aufräumen, weil sie leichter sind“, fällt dem Mann auf.
„Aber erstmal legen wir sie hin, und zwar auf einen Zirkel. Je eine bei den beiden Zirkelpunkten und eine bei X. Du kannst dich dabei schön auf eure Linie konzentrieren. Versuch, die Stangen jeweils in der Mitte zu treffen.“
„Oh, ah, spannend“, meint die sogenannte Besitzerin. Aber Frau Reitlehrerin ist noch nicht fertig: „Da könnt ihr schon mal im Schritt herausfinden, wie viele Schritte ihr von einer Stange bis nur nächsten braucht.“
Ich liebe Herausforderungen. Und wetten, ich kann besser zählen als meine Reiterin? Die Frau ist jedenfalls erstmal beschäftigt und stört mich nicht, so dass ich ganz entspannt und passend über die Stangen komme.
Frau Reitlehrerin ist begeistert und lässt uns antraben. Jetzt ist das mit dem Zielen und Zählen nicht mehr so einfach, aber glücklicherweise ist der Körper der Frau schlauer als der Rest von ihr und kümmert sich um die Steuerung, während sie sich dauernd verzählt. „Fünf, sechs, acht“, zählt sie laut. „Nein, sieben. Mist. Nochmal. Fünf, sechs, dingens!“. Und wieder von vorn. Und auf der Zirkelhälfte ohne Stangen kann man schön Schwung holen.
Das macht Spaß und Frau Reitlehrerin muss uns bremsen und eine Pause verordnen, während sie sich von der Frau deren Beobachtungen schildern lässt. „Ganz große, schwungvolle Tritte macht der Pfridolin, total toll!“
„Und wie klappt es mit dem Zählen?“
„Das ist schwierig“, räumt die Frau ein.
„Weil das Gehirn ein wunderlicher Körperteil ist“, tröstet Frau Reitlehrerin. „Nächstes Mal versuchst du, die Trabtritte zwischen den Stangen zu verkürzen und zu verlängern, so dass ihr mal mehr, mal weniger Tritte macht.“
„Ein interessantes Projekt“, findet die sogenannte Besitzerin und ich schätze mal, dass uns das Projekt „Zählen“ noch längere Zeit beschäftigen wird. Ich sage nur fünf, sechs, dingens.
Bild: Fast Springpferd
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