„Guck mal, wie usselig es hier aussieht.“ Die sogenannte Besitzerin rümpft die Nase und deutet in die Runde. Das spanische Mähnenwunder zuckt zusammen. „Du natürlich nicht, mein armer Bub. Mein armer kleiner Sonnenschein muss in so einer Bruchbude leben. Schlimm ist das.“ Der arme kleine Sonnenschein hat wegen der Fliegen gezuckt und nicht, weil er über Nacht zum sensiblen Architektur-Experten geworden ist, aber egal.
Die Frau geht weiter. Der Mann, der sich ihr Klagelied anhören muss, folgt schicksalsergeben. Der hat`s nicht so gut wie wir, der muss abends mit ihr nach Hause fahren und wir schlafen schön im Stall, denke ich mir. Aber ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.
„Und hier.“ Sie kickt mit dem Fuß in einen Haufen Heu, der per Schubkarre zu uns aufs Paddock gefahren werden soll. Sicherheitshalber kommt sie aber nicht auf die Idee, mal eben selbst Hand anzulegen. „Und dann liegt das da so rum. Wie sieht das denn aus, frage ich dich.“ Ihre Stimme wird lauter. „Hier könnte wirklich mal alles neu gestrichen werden. Und aufgeräumt. Die ganzen ollen Halfter hier braucht doch kein Mensch.“
„Die sind von dir“, wendet der Mann ein. „Die hängen hier seit zwei Jahren rum, weil du die nicht zuhause oder im Spind haben wolltest.“
„Der Spind ist aber wirklich zu klein“, behauptet die Frau und nimmt ihre verlorenen Schätze wieder an sich. „Ach guck mal, das blaue! Und hier, das rote! Und das hübsche Flauschi-Halfter!“
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Unter uns: Der Spind ist so groß, der ist quasi begehbar. Aber ich bin ja hier nur das Pferd, siehe oben.
„Und die ollen Regendecken hier. Wie die so staubig in der Ecke hängen. Da wohnen doch bestimmt die Mäuse drin. Und das sind gar keine schlechten, guck mal: Nobelmarke xyz.“
Der Mann guckt. „Das sind übrigens auch deine“, merkt er an.
„Ach hiiiieeeer sind die! Und die hab ich so lange gesucht! Und dann neue gekauft! Jetzt kommt ihr aber alle mit nach Hause!“ Sie lächelt verliebt und packt dem Mann die Decken in die Arme. Sie selbst ist ja mit den Halftern schon schwer beladen.
„Aber trotzdem“, sinniert sie, „einmal im Leben möchte ich es auch mal schön haben. Wo man sich um nix kümmern muss und einem dienstbare Geister jeden Wunsch von den Augen ablesen.“
„Also wie zuhause“, kommentiert der Mann. Er traut sich das, weil er kochen kann und die sogenannte Besitzerin damit in der Hand hat. Liebe geht halt immer durch den Magen.
„Ja ist das denn zuviel verlangt?“, ereifert sich die Frau. „Und wo nicht dauernd irgendwas rumsteht.“ Genervt zeigt sie auf eine Schubkarre.
„Die hast du vorhin da hingestellt, weil sie woanders – ich zitiere – dein Auge beleidigt hat.“ Ich weiß ja nicht, wie der Mann das macht, dass er so sagenhaft unerschütterlich ist. Das kommt wohl von diesem OMMM, was ihm aus allen Poren fließt. Auf jeden Fall wirkt es auch auf die Frau, die mit einem mal ganz einsichtig und zahm ist, weil sie inzwischen ganz hinten in der Sattelkammer ein vergessenes Schabracken-Depot aufgetan hat und ziemlich sicher ist, dass ihr der ganze Stapel gehört. Da hängen Erinnerungen dran. Und Spinnweben. Und so ganz vielleicht müsste sie doch mal ordentlicher werden und der Stall kann gar nichts dafür, dass da überall ihre Sachen rumliegen. Wer weiß das schon, ich bin ja schließlich nicht Jesus, sondern nur ein Freizeitpferd.
Bild: Pixabay
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