Einmal so reiten wie die im Fernsehen oder auf den tollen Videos, das wär‘s doch. Warum klappt das bei allen anderen, nur bei ihr nicht? Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, betreibt Ursachenforschung und kommt schnell darauf, was ihr dazu noch fehlt: Die Sporen. Klar, oder? Alle reiten mit Sporen. Nur sie darf das nicht.
In der nächsten Reitstunde konfrontiert sie Frau Reitlehrerin mit ihrem allerneuesten Herzenswunsch. Und wie sie es sich schon gedacht hat, ist die dagegen. War ja irgendwie klar. Frau Reitlehrerin reitet selbst nie mit Sporen. Wahrscheinlich hat sie noch nicht mal welche. Und sie soll jetzt darunter leiden.
„Aber ALLE reiten damit.“ Die Frau schmollt.
„Was möchtest du denn mit den Sporen erreichen?“
So genau hat sich die Frau das noch nicht überlegt. „Dass der Pfridolin besser läuft. Und der Lutschi nicht so faul ist.“ Der wahre Grund ist natürlich der, dass es cooool aussieht. Ohne Sporen am Stiefel hält einen schließlich jeder für einen Anfänger. Und das kann die Frau nicht auf sich sitzenlassen. „Bei allen anderen gehen die Pferde mit Sporen besser“, fällt ihr noch ein. „Und ich will doch höhere Lektionen reiten und dafür braucht man die.“
„Da kann ich dich beruhigen“, strahlt Frau Reitlehrerin. „Bis zur Piaffe kommst du auch ohne Sporen.“
Oh, Piaffe. Die Frau ist angenehm überrascht. Und ich entsetzt. Aber ohne Sporen? Wie soll denn das bitteschön gehen? Und schließlich: Die Optik! So ganz mit nacktem Stiefel, das sieht einfach nicht aus.
Frau Reitlehrerin beobachtet das wechselhafte Mienenspiel meiner Reiterin und erklärt: „Sporen sind grundsätzlich zur Verfeinerung der Schenkelhilfe da…“
Die Frau winkt ab. Klar, weiß doch jeder.
„… und nicht zum Treiben oder zur Bestrafung des Pferdes.“
BÄM.
Da macht die Frau große Augen. Aber nicht lange.
„Wie jetzt? Aber genau das machen doch die anderen. Und bei denen funktioniert es“, teilt sie empört mit.
„Was funktioniert denn da? Wir beschäftigen uns hier mit dem feinen Reiten und nicht mit hinten stechen – vorne ziehen“, sagt Frau Reitlehrerin mit großer Ruhe. „Unser Ziel ist die feine Kommunikation mit dem Pferd, das in schöner Selbsthaltung läuft. Dafür brauchen wir keine Sporen, weil wir die Hierarchie der Hilfen haben.“
Kommunikation ist übrigens keine Einbahnstraße, gell. Wollte ich dazu noch anmerken.
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Die Frau denkt über die Hierarchie der Hilfen nach und erinnert sich dunkel. „Erst das innere Bild, dann die Atmung, das Becken, dann das Bein und zuletzt die Hand?“
„Ganz genau“, bestätigt Frau Reitlehrerin und tätschelt mich. Wir stehen mittlerweile bei X und kuscheln, während meine Reiterin gedanklich den Sporen hinterherhechelt. „Wenn man diese Reihenfolge einhält und immer pingelig darauf achtet, dass das Pferd die jeweiligen Lektionen hundertprozentig korrekt ausführt, wird es immer feiner und man kann die Hilfen immer mehr reduzieren. So dass wir zum Beispiel Bein und Hand kaum noch einsetzen müssen. Und irgendwann muss man dann nur noch denken.“
Scheiß auf irgendwann, ich will das JETZT!, denkt die Frau und hakt nach. „Aber die in der Wiener Hofreitschule reiten auch mit Spo-ho-horen. Und die können das ja wohl.“
„Ganz genau. Die können ihren Schenkel und auch den Sporn zentimetergenau einsetzen. In jeder Gangart und bei jeder Bewegung des Pferdes. Und noch was: Wenn du mit deinem Sitz falsch einwirkst, hilft dir auch kein Sporn.“
Immer wieder dieser blöde Sitz. Die Frau seufzt abgrundtief.
„Und du machst das schon sehr gut“, ermutigt Frau Reitlehrerin. „Das richtige Reiten kommt nur aus dem korrekten Sitz. Du gibst mit deinem Sitz die Bewegung vor, der der Pfridolin folgen soll. Oder der Lutschi.“
Na ja. Ich bin ja hier nur das Pferd und hab eh keine Ahnung, finde aber, dass da durchaus noch Luft nach oben ist. Aber Hauptsache, keine Sporen.
Bildunterschrift: Das spanische Mähnenwunder guckt ganz traurig, weil die Frau mit Sporen reiten will.
Zum Weiterlesen: Svenja von Mynaturaldressage erklärt, wie feine Hilfengebung geht.
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Eine Antwort auf „Die Frau will Spo-ho-horen“
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