Die Frau will einen Isländer. Nein, keinen neuen Mann, sondern ein neues Pferd. Da ist der schon vorhandene Mann aber froh. Also, teilweise. Aber der Reihe nach.
Es fing damit an, dass neue Pferde zu uns auf den Hof gezogen sind. Die müssen natürlich sofort von der sogenannten Besitzerin begutachtet werden, weil sie ja die Einzige ist, die hier den Durchblick hat. „Guck mal, ein Haflinger“, stellt sie fest und fragt: „Lahmt der?“
„Nein, der töltet. Weils ein Islandpferd ist“, teilt Frau Reitlehrerin mit, deren geheime Superkraft es ist, überall dort aufzutauchen, wo es gerade spannend wird.
„Ach. Sieht aber aus wie ein Haflinger“, findet die Frau.
„Lichtfuchs heißt das, die Farbe ist nicht für Haflinger reserviert“, erklärt Frau Reitlehrerin.
„Ah.“ Die Frau nickt nachdenklich. „Und der da hinten – der dunkle?“
„Das ist Saili“, erklärt eine fremde Frau und stellt sich gleichzeitig als Frau Saili vor. „Aber geschrieben wird es Saeli! Mir gehört auch Hüen.“
„Ahhhhh“, nickt die Frau verständnislos. „Hüja?“
„Nein, Hüen. Man schreibt es Huginn.“
Als die Frau immer noch Fragezeichen auf der Stirn hat, erbarmt sich Frau Saeli: „Das ist der Lichtfuchs.“
„Ah, der andere Isi. Natürlich.“ Die Frau tut so, als hätte sie das von Anfang an gewusst.
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„Ahhhh, der eine Rabe von Odin“, erkennt allerdings der Mann, der in manchen Dingen sehr bewandert ist.
„Genau“, freut sich Frau Saeli-und-Huginn, die ich im Folgenden nur noch Frau Isi nennen werde, weil dieses Tippen sehr anstrengend ist, vor allem, wenn man Hufe hat.
„Ist Saili auch ein Rabe?“, fragt die Frau, die mal wieder von nichts eine Ahnung hat.
„Nein, Saeli heißt der Segler oder der Leichtfüßige. Das passt sehr gut zu seinen schwebenden Bewegungungen“, findet Frau Isi.
„Das ist aber auch kompliziert mit diesen Islandponys“, beschwert sich die Frau, die lerntechnisch an ihre Grenzen kommt. Was im Übrigen sehr schnell geschieht.
„Pferde. Man nennt sie Islandpferde.“
„Aber die sehen doch wie Ponys aus?“
„Isländer sind Pferde in Ponygröße – auf Island gibt es nur diese eine Pferderasse. Das isländische Wort dafür ist hestur gleich Pferd.“
„Und die können alle dieses Tölt, ja?“, erkundigt sich die Frau zutraulich, die sich daran erinnert, dass diese Gangart sagenhaft bequem sein soll. Weil sie ja nur fünf Dinge gleichzeitig im Kopf behalten kann, hat sie wahrscheinlich in derselben Sekunde ihren Namen vergessen 😀
„Meine beiden sind Naturtölter. Es gibt auch Isis, die das nicht so anbieten und die Gangart erst lernen müssen.“
Das verdrängt die Frau. Lernen – igitt! Und fragt gleich weiter: „Und dann gibt’s noch dieses Pass, gell.“
„Ja, Rennpass. Das ist krass schnell. Da werden die Pferde aus dem Galopp in den Pass gelegt, so nennt man das in der Isi-Fachsprache. Also erst Galopp und daraus entwickelt man den Rennpass. Saeli ist ein Viergänger, also Schritt, Trab, Galopp und Tölt. Und Huginn ist ein Fünfgänger, da kommt noch der Pass dazu. “
„Rennpass. Soso.“ Das hört sich schnell an, ist somit unheimlich und wird direkt von der Festplatte der Frau gelöscht.
Saeli isst gern. Wir haben viel gemeinsam 😉
Was jetzt kommt, ist ganz großes Kino. Die Frau deutet mit ausladender Geste auf den Lutschi und mich. „Das sind meine beiden. Ein Pe-Err-Eh und ein Pfridolin, hihi.“
„Ah, ein PRE“, reagiert Frau Isi mit höflicher Zurückhaltung. „Dieser Pfridolin sieht aber sehr klug aus.“
„Ja leider“, stöhnt die Frau. „Aber der Lucero, mein Spanier, ist auch total sitzbequem und brav. Wenn du möchtest, kannst du ihn gerne mal reiten!“
Frau Isi weiß nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen soll, aber die Frau ist penetrant. Sie setzt ihren schönsten Bettelblick auf und schafft es tatsächlich, dass sie sich ganz ausnahmsweise!!! auf einen von den Isis setzen darf, weil sie doch so so soooo gern mal dieses tölten ausprobieren will.
„Keine Angst, sie ist nicht gefährlich“, ruft Frau Reitlehrerin. „Nur aufdringlich.“
„Aufgeschlossen heißt das“, meckert die Frau.
Frau Isi hat jetzt schon einen guten Eindruck davon bekommen, wie es bei uns im Stall zugeht und bezweifelt möglicherweise die Weisheit ihres Entschlusses, ausgerechnet zu uns zu ziehen. Einzig Frau Reitlehrerin und der Mann wirken beruhigend und sympathisch. Dennoch ergreift sie nicht sofort die Flucht, sondern lässt die Irre tatsächlich mal auf Saeli reiten. „Den reiten die Kinder von meiner Nachbarin, weil er so brav und zuverlässig ist“, vertraut sie Frau Reitlehrerin an. „Sie macht ihn doch nicht kaputt?“
„Dann ist das genau das richtige Pferd für unsere Reitkünstlerin“, nickt Frau Reitlehrerin. „Keine Sorge, ich passe auf.“
Gesagt – getan. Saeli von oben.
Die Frau wird instruiert und dringt dank Saelis ausgeprägter Hilfsbereitschaft und Rittigkeit tatsächlich bis zum Tölt vor. Und danach muss man sie schreiend und weinend von ihm runterzerren, weil sie so tragisch herzzerreißend in love ist. Mit dem Tölt und den I-hi-hisländern.
Und seitdem will sie einen.
„Einen was?“, fragt der Mann, der das Drama nur am Rand mitbekommen hat.
„Einen I-hi-hisländer“, schnieft die sogenannte Besitzerin mit der Leidenschaft eines verliebten Teenies.
Wobei der Saeli lustige Ideen hat. Ich kann ihn schon gut leiden. Gerade eben hat er die Jacke der Frau entdeckt, die die in ihrem Wahnsinn auf dem Paddock vergessen hat, und hebt sie auf. Wie sich herausstellt, hat er Sinn für Humor und tunkt sie in den Wasserbottich. Ich könnte mir vorstellen, dass das ihre romantischen Gefühle schnell abkühlt 😀
Bild: Links Saeli, rechts Huginn
Fotocredit: Frau Isi
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