Heute wurde ich Opfer eines unqualifizierten medizinischen Eingriffs und ich prangere das an. Da steht man glücklich und entspannt auf dem Paddock und guckt in der Gegend herum und wer erscheint mit einem Futtereimer und einem scheinheiligen Lächeln? Jawohl, die Frau, unsere sogenannte Besitzerin. Spätestens da hätte ich weglaufen sollen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Der Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, der eigentlich Lucero heißt, aber die orale Phase nie überwunden hat, der Lutschi also wackelt zutraulich zu Eimer und Frau. Es folgt ein Begeisterungsausbruch seinerseits, kombiniert mit Fressgeräuschen. Jetzt weiß ich, dass der Lutschi wahllos alles in sich hineinschaufelt, sogar Wurmkuren und wenn möglich, deren Plastikumhüllung. Vorhin wusste ich das noch nicht und es kam, wie es kommen musste. Sie lockt mich mit dem Futtereimer, packt mich mit der zweiten Hand am Halfter, zwingt mir mit der dritten Hand ekliges Gift in den Hals und meint, mit einer Möhre hinterher wäre alles wieder gut.
Und warum das Ganze? Weil wir uns am Schweif geschubbelt haben. Eigentlich still und heimlich und in unserer Freizeit. Die sogenannte Besitzerin hat es aber trotzdem gemerkt, eine halbe Stunde lang in eine Tüte geatmet (Würmer! Ogottogott! Wir werden alle sterben, so in etwa) und dann hektisch Wurmkuren beim Tierarzt geordert. Nicht beim Tierarzt unseres Vertrauens, der wollte ihr nämlich erst ein Gespräch aufzwingen, aber darauf hatte die feine Dame keine Lust. Anscheinend gibt es aber hier Tierärzte wie Sand am Meer, sie hat nämlich sofort einen gefunden, der ihr Wurmkuren auch ohne Gespräch verkauft hat.
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Ich bin auf jeden Fall jetzt beleidigt, mindestens traumatisiert und wahrscheinlich auch vergiftet und stehe somit nicht fürs Reiten zur Verfügung. Weil ich mich einfach nicht mehr einfangen lasse 😉
Weshalb leider, leider der Reitunterricht ausfallen muss.
„Warum denn nur?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin. Die sogenannte Besitzerin druckst herum und denkt sich eine Lügengeschichte aus, in der unter anderem Schweifrüben vorkommen, aufgeschubbelt wie Klobürsten! Gar nicht gut!
„Das sind doch nur Pfriemenschwänze, die sind nicht gefährlich“, lächelt Frau Reitlehrerin beruhigend.
„Nicht? Aber das sind Würmer und Würmer sind immer schlimm“, entsetzt sich die Frau.
„Eigentlich haben alle Pferde immer Würmer“, erklärt Frau Reitlehrerin. „Wenn der Wurmbefall gering ist, schadet er dem Pferd nicht. Erst wenn der Wurmbefall stärker wird, müssen die Pferde entwurmt werden, und da gibt es zwei grundsätzliche Konzepte. Das eine ist die strategische Entwurmung, wo alle Pferde des Bestands viermal im Jahr entwurmt werden. Weil es aber nur vier Wirkstoffgruppen zur Entwurmung gibt, fürchtet man Resistenzen. Das heißt, die Würmer sterben nicht an der Wurmkur, sondern werden dagegen immun. Dann kann man irgendwann gar nichts mehr gegen die Würmer unternehmen. Die andere Methode ist die zeitgemäße selektive Entwurmung, wo man Kotproben untersucht und gezielt entwurmt, wenn ein bestimmter Schwellenwert an ausgeschiedenen Wurmeiern überschritten wird oder wenn bestimmte Wurmarten nachgewiesen werden.“
„Kotproben – igitt. Aber trotzdem hört sich das nachvollziehbar und besser an als die erste Methode“, findet die Frau.
„Eigentlich sieht unser Tierarzt das auch so“, lächelt Frau Reitlehrerin.
„Da hab ich ihn vielleicht zu schnell am Handy weggedrückt“, überlegt die Frau. „Aber dann hätte Tierarzt Nummer Zwei mir die Wurmkuren ja gar nicht geben dürfen, wenn nicht nachgewiesen ist, dass der Pfridolin und der Lutschi die brauchen. So ein böser Mensch! Das ist ja ein richtiger Verbrecher! Ach, was sage ich, ein Tierquäler vor dem Herrn!“
Und wer hat so lange in der Gegend herumtelefoniert, bis er jemanden gefunden hat, der einem die Wurmkuren ohne aufklärendes Gespräch verkauft? Finde den Fehler 😛
Bild: Ich bin dagegen.
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