Ja warum denn nur?

Warum tritt der Pfridolin nicht gescheit unter? Und warum drückt er den Rücken so weg? Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, rätselt und grübelt. Gefühlt ist sie doch so wunderbar geritten, ganz versammelt und „hinten dran“ war der Pfridolin auch, wie die Reitprofis sagen. Oder vielleicht auch nicht hinten dran, aber dafür waren die Zügel ausreichend kurz, so dass es sich wie Anlehnung angefühlt hat. Und bequem war es auch, also hat sie doch wohl alles richtig gemacht und der Pfridolin ist ordnungsgemäß über den Rücken gegangen.

So viel zum Thema gefühlte Wahrheit. Dann kam der Kontakt zur Realität, und zwar in Form des Mannes, der ihr die Videos von dieser reiterlichen Sternstunde gezeigt hat. Und zack, schlechte Laune. Weil die Frau ja beschlossen hat, dass sie keinen Reitunterricht mehr braucht, weil sie nämlich jetzt reiten kann. Ich lache immer noch.

Was aber mal positiv ist, ist, dass die sogenannte Besitzerin erkennt, dass a) mein Rücken durchhängt und b) meine Hinterhand nur entfernt etwas mit dem Rest meines Körpers zu tun hat. Und sie hat mittlerweile auch so viel menschliche Größe, dass sie sich eingesteht, dass da irgendwas nicht richtig ist. Nur was, darüber zerbricht sie sich noch den Kopf.

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Es kann ja unmöglich an ihren Reitkünsten liegen, das ist klar. Und weil es leider mehrere Videos gibt, auf denen man die diagnostizierten Mängel erkennt, ist es möglicherweise auch nicht die Schuld des Mannes, der falsch gefilmt hat. Vielleicht passt der Sattel nicht? Die eilig herbeigerufene Sattlerin prüft und gibt Entwarnung. Daran liegt es also auch nicht. Sollte es etwa – schrecklicher Gedanke – doch an ihrer Reitweise liegen, die sich streng an diversen Internet-Gurus orientiert und die sich doch so einzigartig und künstlerisch anfühlt?

Frau Reitlehrerin hält sich wunderbarerweise gerade im Stall auf und wird kontaktiert. Und da ist keine Rede mehr von: „Ich brauche keinen Unterricht mehr, weil ich jetzt reiten kann, ätschibätsch!“ Stattdessen die windige Gesprächseröffnung, die reitunterrichtsfreie Zeit wäre vorbei, haha, wenn Frau Reitlehrerin denn bitte noch freie Termine für uns hätte. Viele. Und ob sie wohl so nett wäre, vorher mal das ein oder andere Video zu besichtigen.

Gesagt, getan. Frau Reitlehrerin ist zum Glück eine großartige Pädagogin und zum noch größeren Glück nicht nachtragend. Sie guckt und erklärt – sehr diplomatisch, wie ich finde – : „Menschen sind handorientiert. Sie neigen dazu, die Zügel zu kurz zu fassen und den Hals des Pferdes krummzuziehen, was nicht richtig ist. Tatsächlich muss der Hals lang bleiben und der Zügel gefühlt eher zu lang sein als zu kurz. Wenn sich dann durch gefühlvolles Reiten beim Pferd die Losgelassenheit einstellt, sucht es mit dem Maul die Anlehnung und dehnt sich vertrauensvoll ans Gebiss heran.“

Die sogenannte Besitzerin beteuert, genauso hätte sie es auch gemacht. Und trotzdem wäre der Pfridolin aus reiner Bosheit so falsch gelaufen, wie man es auf den Videos sieht. Wenn sich die feine Dame die ganze Zeit an den Zügeln festhält und daran rumzuppelt, kann man nicht anders laufen. Aber ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.

Frau Reitlehrerin lächelt pädagogisch und empfiehlt, beim nächsten Mal einfach mal mit Halsring zu reiten und sich dabei filmen zu lassen. Und da die Tätigkeit von Rücken, Hals und Hinterhand zu beobachten.

„Das ist dann aber keine Reitkunst“, antwortet die sogenannte Besitzerin beleidigt.

„Aber bestimmt sehr aufschlussreich“, lächelt Frau Reitlehrerin.

„Halsring ist aber doof, damit kann ich nicht gut lenken“, moppert die Frau.

„Weil du zu viel mit dem Zügel machst. Wir wollen ja hin zum handunabhängigen Reiten, wo sich der Pfridolin physiologisch bewegt und gesunderhaltend gymnastiziert wird.“

Wollen wir das? Ja, das wollen wir. Die Frau nickt.

„Morgen Reitunterricht mit Halsring?“, fragt Frau Reitlehrerin.

Die Frau nickt tapfer. „Morgen Reitunterricht mit Halsring.“

So schnell wird Frau Reitlehrerin nicht arbeitslos 😉Und mal ganz ehrlich, dieses Halsringreiten macht auch Spaß. Locker-flockig und so. Wenn Frau Reitlehrerin danebensteht und hilft, kriegt das sogar die sogenannte Besitzerin hin.

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