„Und jetzt antraben und aussitzen“, sagt Frau Reitlehrerin mit einem freundlichen Lächeln und zack, schlechte Laune. Bei der sogenannten Besitzerin, nicht bei mir. Ich bin ein kleiner Sonnenschein und meistens gut gelaunt. Anders als meine Reiterin, die verspannt wie ein querschnittsgelähmter Frosch auf mir draufsitzt. „Mach ich nicht“, meutert sie.
„Warum?“, fragt Frau Reitlehrerin besorgt. „Tut dir irgendwas weh?“
„Nö. Ich will nur einfach nicht aussitzen“, antwortet meine Reiterin. „Das ist unbequem und ich mach alles falsch und deshalb lass ich das lieber bleiben und mache alles richtig.“
Dieser bestechenden Logik kann sich Frau Reitlehrerin schlecht entziehen. Sie lächelt noch einen Tacken pädagogischer. „Aber wenn man Sachen nicht übt, kann man sie nicht lernen“, gibt sie zu bedenken.
„Ja, und sich dabei lächerlich machen, mit albernen Sitzübungen und so. Soweit kommts noch. Ich trabe leicht und sehe dabei gut aus und basta.“
„Aber wäre es nicht toll, wenn du genauso leicht und mühelos aussitzen kannst wie du leichttrabst? Stell dir mal vor, wie sich dein gesamtes Reiten dadurch verbessert, dass du locker mit der Bewegung mitgehen kannst und dein Pferd dabei nicht störst, sondern ihm im Gegenteil sogar hilfst?“
Hmmm. Daran hat die sogenannte Besitzerin noch nicht gedacht. Ihre umwölkte Stirn klart auf. Dann verdunkelt sich ihre Miene wieder. „Aber ich mache keine von diesen bekloppten Sitzübungen, wo alle am Rand stehen und lachen!“
Und gestern warst du selbst noch dabei und hast über die armen Talentbefreiten gelästert, die albern auf dem Pferd rumturnen, denke ich. Sowas nennt man wohl Instant Karma.
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„Wir machen keine albernen Sitzübungen, wir machen Reitunterricht und erweitern deine Bewegungskompetenzen“, lächelt Frau Reitlehrerin. „Für mehr Flow und mehr lockeres Mitschwingen. Und dazu gehört es auch, dass man Bewegungen bewusst übertreibt und andere Bewegungen, die noch nicht so geschmeidig klappen, übt.“
Die Frau hat bis jetzt nachdenklich zugehört. Aber Frau Reitlehrerin ist noch nicht fertig. „Und wie merkt man, dass etwas nicht klappt? Man probiert es aus. Und wenn es dabei irgendwo hakt, muss man diese Bewegung üben, bis man sie beherrscht und sich so das Bewegungsspektrum des eigenen Körpers erweitert und verbessert. Und dafür sind viele Wiederholungen nötig. Angeblich benötigt man zweitausend Wiederholungen, um eine Bewegung zu automatisieren, wie zum Beispiel das Schalten beim Autofahren. Da denkst du ja auch nicht mehr bewusst übers Schalten nach, du machst es ganz automatisch, weil du diese Bewegungen oft geübt hast und sie nun beherrscht.“
„Ach so“, staunt die sogenannte Besitzerin, für die das Autofahren immer noch ein Buch mit sieben Siegeln ist.
„Deshalb ist es wichtig, Fehler zu machen. Denn nur so können wir lernen und besser werden.“
„Dann probier ich das jetzt doch mit dem Aussitzen“, entscheidet die Frau. „Leicht und mühelos mitschwingen hört sich gut an und ich will das auch.“
„Dann fang schrittweise damit an“, empfiehlt Frau Reitlehrerin. „Trab vier Tritte leicht und sitz vier Tritte aus. Dann gehst du für vier Tritte in den leichten Sitz und das Ganze von vorn.“
Und was soll ich sagen – es ist gar nicht schlimm und die sogenannte Besitzerin wird sogar locker dabei. Weil sie vor lauter Zählen ganz vergisst, am Zügel rumzuzuppeln 😉
Bild: Alles richtig gemacht
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