„Der Wald ist schließlich für alle da!“, ruft uns die Spaziergängerin böse nach, als meine Reiterin sie – für unsere Verhältnisse untypisch freundlich – darauf aufmerksam macht, dass wir alle uns auf einem Reitweg befinden, aber nur vier davon, nämlich der Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, und ich nebst reitendem Personal – dahin gehören.
Wer übrig ist, ist die Spaziergängerin. Und ihr Hund, der neugierig aus dem Unterholz springt. Und der Mountainbiker, der wenigstens klingelt, wenn er von hinten angestrampelt kommt. Und auch der ältere Herr, der sich gerade verlegen die Hose zumacht, hat hier nichts verloren, denn es ist ein Reitweg. Mit einem original amtlichen Reitweg-Schild. Und nein, auch für Pilzsammler gibt es da keine Ausnahmeregelung. All das bringt die Frau sachlich und freundlich vor, und da mache ich mir schon ein bisschen Sorgen um sie. Nicht, dass sie krank wird? So nett kenne ich sie gar nicht. Aber Frau Reitlehrerin, die sich heute zu Übungszwecken auf dem Lutschi befindet, lächelt genauso wie immer. Also ist alles in Ordnung und die Frau hat nur eine Überdosis von den Beruhigungskräutern aus der Futterkammer erwischt.
„Jawohl, für uns alle ist der Wald da!“, wiederholt die Spaziergängerin und stampft bekräftigend auf.
Hier gehts zu den sehr empfehlenswerten Online-Kursen von OsteoDressage, wo ihr mit dem Gutscheincode PFRIDOLIN10 zehn Prozent sparen könnt. Auch bei den Trainingsplänen! (leider nicht mit anderen Rabatten kombinierbar)*
„Der Wald schon, aber die Reitwege nicht“, lächelt Frau Reitlehrerin. „Die werden nämlich vom Geld der Reiterinnen und Reiter angelegt und unterhalten. Mit den Einnahmen aus der Reitabgabe.“ Sie weist auf die gelben Scheuklappen hin, die mir rechts und links um den Hals hängen. „Diese Reitkennzeichen kosten Geld, was für die Reitwege verwendet wird. Und gemäß der Straßenverkehrsordnung dürfen eben auch nur Reiter die Reitwege benutzen.“
Der Lutschi beäugt das Verkehrsschild interessiert, findet aber letztlich die Hundebesitzerin spannender. Ich kümmere mich um die Spontanvegetation, während sich das spanische Mähnenwunder unmerklich immer näher an die Fußgängerin heranpirscht.
„Hier ist aber keine Straße“, mault die und leint ihren Waldi an, weil ihm der Lutschi mittlerweile fast auf den Füßen steht, was Frau Reitlehrerin mit einem feinen Lächeln duldet. Subtile Hilfengebung nennt man das, glaube ich.
„Nein, aber ein Reitweg. Schauen Sie mal, da vorne geht’s auf den regulären Fußweg“, lächelt Frau Reitlehrerin besonders pädagogisch und wünscht noch einen schönen Tag und einen schönen Spaziergang auf dem dafür vorgesehenen Weg.
Verkehrserziehung können wir 😉
* = Das ist ein Affiliate Link. Wenn ihr hierdrauf klickt und etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber ich bekomme ein paar Cent für Möhren. Was toll wäre, weil dieses Schreiben nämlich saumäßig anstrengend ist ❤️