„Das macht ja furchtbar viel Arbeit, ist das denn wirklich nötig?“, fragt die Frau, unsere sogenannte Besitzerin und guckt Frau Reitlehrerin hoffnungsvoll an. Willkommen im Leben, würde ich da antworten. Aber ich bin ja hier nur das Pferd und man sagt mir nach, ich würde lästern.
„Das Heu nassmachen, meinst du?“, fragt Frau Reitlehrerin und lächelt lieb. Weil der Lutschi, unser spanisches Mähnenwunder, neuerdings equines Asthma hat und der Tierarzt und auch Frau Reitlehrerin der sogenannten Besitzerin permanent auf die Finger gucken, dass die auch alles richtig macht mit dem Patienten. So hat zum Beispiel der Tierarzt – wir erinnern uns, der Nette mit der beruhigenden Stimme – gemeint: „Inhalieren ist gut und schön, es reicht aber nicht aus.“ „Nicht?“, hat da die sogenannte Besitzerin verschreckt gefragt und daraufhin einen Vortrag über eine dauerhafte Haltungsumstellung bekommen. Und wie die genau aussehen soll, darüber beklagt sich die sogenannte Besitzerin gerade bei Frau Reitlehrerin.
„Ja, Heu nassmachen vor allem. Und dieses Heunetze stopfen nervt auch. Und die blöde Späne-Einstreu! Und vor allem das dauernde Inhalieren“, antwortet die Frau. „Und ich möchte auch mal frei haben und mich nicht dauernd kümmern müssen!“
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„Das kann ich gut verstehen. Wenn das Pferd eine schwere chronische Krankheit hat, ist das für den Besitzer sehr belastend und mit einigem Aufwand verbunden. Bei equinem Asthma sollten die Pferde unbedingt so staubfrei wie möglich gehalten werden. Deshalb ja auch das nasse Heu und die Späne- Einstreu, was du so vorbildlich umsetzt.“
Lob ist immer gut. Die sogenannte Besitzerin fühlt sich ernstgenommen und verstanden. Frau Reitlehrerins Worte sind wie Balsam für ihre heunassmachende und Spänebox mistende geschundene Seele.
Frau Reitlehrerin spricht weiter: „Alternativ könntest du Heulage verfüttern, wenn sie der Lutschi gut verträgt. Und eine Alternative zur Späne-Box könnte eine reine Weidehaltung sein, gern auch an der See oder auf einer Alm, wofür der Lutschi allerdings zu leichtfuttrig ist. Nicht, dass er als Nächstes noch Hufrehe bekommt.“
Die Frau macht kugelrunde Augen. Woran man alles denken muss! Aber Frau Reitlehrerin ist noch nicht fertig. „Es gibt auch Offenställe ohne Weidezugang, wo bedampftes Heu gefüttert wird, die sind aber sehr selten. Und dann müsste die Gruppenzusammensetzung gut passen. Du müsstest dir auch überlegen, ob der Pfridolin mit umziehen soll.“
Bloß nicht! Ich gucke Frau Reitlehrerin erschrocken an. Zum Glück sieht es die sogenannte Besitzerin ähnlich. „Ach nein, ich will eigentlich gar nicht weg hier. Hier sind wir doch gut aufgehoben. Es ist halt einfach nur furchtbar viel Arbeit“, seufzt sie zum Steinerweichen und da tut sie sogar mir leid.
Frau Reitlehrerin lächelt tröstend: „Bestimmte Dienstleistungen kannst du auch gegen Bezahlung dazubuchen, wenn du nett fragst. Oder du suchst eine Pflegebeteiligung für ein, zwei Tage in der Woche, wo du dich dann um nichts kümmern musst.“
Die Augen der Frau leuchten.
„Wenn die Pflegebeteiligung gut eingearbeitet ist und weiß, worauf sie achten muss!“, ergänzt Frau Reitlehrerin
Die Frau guckt mürrisch. Immer ist irgendwas. Aber dann hat sie einen Geistesblitz: „Oder ich frage einfach den Mann, der ist nett und hilfsbereit und schon eingearbeitet!“
Der Mann, die ultimative Geheimwaffe. Und Leckerli hat er auch noch. Und eigentlich ist er MEIN Kumpel und nicht der vom Lutschi. Und wieso dreht sich hier alles um das spanische Mähnenwunder und um die Arbeitsvermeidungstechniken der sogenannten Besitzerin? Ich beschließe, mich auch in das Gespräch einzubringen und bollere gegen die Boxentür. Hallo, Personal! Ich brauche auch Aufmerksamkeit. Viel Aufmerksamkeit. Und noch mehr Kekse!
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