Für euch gelesen: Die Rechte der Pferde – ein Plädoyer für Tierwohl und Ethik

Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, hat bekanntlich merkwürdige Ideen. Und wenn es nicht unsere one and only Frau Reitlehrerin gäbe, wären wir dem Wahnsinn komplett ausgeliefert. Von „Reiten wie die im großen Sport“ bis zur Reitkunst war bisher alles dabei. Ich sage nur Piaffe. Wobei: Kunst kommt bekanntlich von Können und sie kann es halt nicht. Um mal ein bisschen Grund reinzubringen in ihre Vorstellung von Dingen, die man mit Pferden machen kann oder sollte, hat ihr Frau Reitlehrerin ein Buch empfohlen. Und zack, schlechte Laune.

Warum? Ich will es euch verraten: Es heißt Die Rechte der Pferde, und das fand die Frau zumindest gefühllos. Als ob wir es nicht gut bei ihr hätten, schnieft sie empört. Und das bisschen Reiten und Fremdbestimmung wäre doch nicht schlimm, sie selbst müsste ja auch arbeiten gehen. Da könnten doch das spanische Mähnenwunder und ich wenigstens auch ein bisschen was tun an Dingen, die wir uns nicht ausgesucht haben. Hallo? Ich wollte auch nie Reitpferd werden und im Stall wohnen. Hat aber nix genutzt und hält sie einfach für selbstverständlich. So ähnlich argumentiert auch Frau Reitlehrerin und die Frau zieht zwar ein langes Gesicht, fängt aber wenigstens an zu lesen.

Hier die Eckdaten:
Die Rechte der Pferde – ein Plädoyer für Tierwohl und Ethik
Marlitt Wendt
Verlag: Kosmos
160 Seiten
22,00 EUR

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Und dann geht es auch gleich schon los mit den Rechten der Pferde. Marlitt Wendt ist eine erfahrene Ausbilderin, die erfolgreich auf positive Verstärkung setzt. Ihr geht es deshalb nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, wie man die Welt pferdegerechter gestalten kann. Es hilft nämlich wenig, wenn jeder in seiner Bubble bleibt und sich nur mit Gleichgesinnten austauscht. Nur der Blick über den Tellerrand weitet den Horizont, ermöglicht Veränderung und Verbesserung. Und natürlich gibt es nicht nur schwarz und weiß, es kommt auf die Zwischentöne an.

Das fängt schon mit den Definitionen an: Was ist eigentlich artgerecht und was natürlich? Das „eine“ Wildpferd mit seinen Bedürfnissen gibt es nämlich nicht. Die heutigen freilebenden Pferde sind alle Nachfahren ehemals domestizierter Pferde mit unterschiedlichen Mentalitäten, manche leben gern in großen Gemeinschaften, andere bevorzugen lockere temporäre Kleinstgruppen. Verwirrend, findet die sogenannte Besitzerin, bis ihr aufgeht: auf das jeweilige Individuum und seine Bedürfnisse kommt es an. Ähnlich geht es weiter. Mit Persönlichkeitsrechten und Pferdeethik nämlich. Unter anderem werden die ethischen Grundsätze der FN untersucht und anschaulich mit Leben gefüllt. Und die sogenannte Besitzerin ahnt: Vielleicht muss man als Mensch bei sich selbst anfangen und da Verschiedenes überprüfen. Allein für diese Erkenntnis hat sich das Buch gelohnt!

Nach verschiedenen anderen Punkten – ich kann ja hier nicht alles vorwegnehmen – kommen wir unausweichlich zum Sport und dem wunderbaren Ausspruch von Reitmeister Martin Plewa: „Widersetzlichkeit beim Pferd gibt es nicht, es ist eine Abwehrhaltung des Pferdes gegen schlechtes Reiten.“ Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen, während die sogenannte Besitzerin weiterliest.

Als nächstes untersucht Frau Wendt Pferdeschutzkriterien und ihre Definitionen: Was genau ist Schmerz? Was ist Stress und wie stellt man ihn fest? Verschiedene Persönlichkeitstypen reagieren unterschiedlich auf Stress. Woran genau macht man was fest? Und wie ist es mit Wohlbefinden? Es ist mehr als die Abwesenheit von Leid, das steht fest, aber was genau?

Weiter geht es mit Gewalt im Reitsport. Eine wichtige Rolle spielt die Verharmlosung von Gewalt, durch die Trainer, Reitschüler und Pferdebesitzer mit der Zeit immer mehr abstumpfen. Wer es anders machen will, wird Wendy und Wattebäuschchenwerfer genannt, das weiß jeder. Und da kann sich jetzt auch jeder Gedanken zu machen, zum Beispiel die sogenannte Besitzerin. Aber zum Glück kann auch jeder etwas daran tun und zum Beispiel bei sich selbst anfangen. Und! man hat als Käufer und Social-Media-Konsument viele Möglichkeiten der Einflussnahme. Marlitt Wendt hat noch viele andere gute Ideen für eine bessere Pferdewelt. Müsst ihr also unbedingt lesen, damit sich was ändert.

Zum Schluss mein Lieblingssatz: „Es geht vielmehr darum, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Pferde ein Recht auf ein erfülltes Leben haben, auch ohne einen direkten Nutzen für den Menschen zu erfüllen.“ Wisster Bescheid, Schätzeleins.

Pro: Die sogenannte Besitzerin ist ungewohnt nachdenklich, von daher klare Kaufempfehlung.

Contra: Zwischendurch war das Lesen anstrengend, sagt sie. Viele Buchstaben, keine Fotos, ernste Themen.

Fazit: Ein ernstes Buch, in dem es um eine ernste Sache geht. Hier ist jede und jeder Einzelne gefragt und sollte seinen Beitrag leisten – für die Pferde!

* = Das ist ein Affiliate Link. Wenn ihr hierdrauf klickt und etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber ich bekomme ein paar Cent für Möhren. Was toll wäre, weil dieses Schreiben nämlich saumäßig anstrengend ist ❤️

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