Die sogenannte Besitzerin hat einen neuen Spleen. Pünktlich zur Hallensaison hat sie beschlossen, intuitive Freiarbeit zu praktizieren. Intuitiv, weil sie keinen blassen Schimmer davon hat. Zum Glück für sie gibt es Frau Reitlehrerin, die sich mit sowas auskennt. So kann man es Unterricht nennen und wird möglicherweise erst in ein paar Wochen von anderen Einstallern gelyncht, die die Halle auch mal benutzen wollen. Aber egal. Heute ist der große Tag, wo Frau Reitlehrerin die Synapsen der sogenannten Besitzerin mit Fachwissen fluten will. Das spanische Mähnenwunder steht schon parat und bekommt Halfter und Strick angezogen. Die sogenannte Besitzerin steht daneben und vermisst die Freiwilligkeit. Der Lutschi seinerseits vermisst die Jacke mit den Leckerli. Die hat die Frau auf Anweisung von Frau Reitlehrerin über die Bande gehängt.
„Der Lutschi soll erst einmal gesittet neben dir hergehen und auf dich achten“, erklärt Frau Reitlehrerin freundlich lächelnd.
Das sieht das spanische Mähnenwunder anders. Es strebt zum Ausgang, und zwar genau dahin, wo die Jacke der Frau hängt. Die Frau muss mit, weil sie den Strick nicht loslassen will.
„A-ha“, kommentiert Frau Reitlehrerin.
„Was denn?“
Aber Frau Reitlehrerin lächelt nur geheimnisvoll und stellt ein paar Pylone in den Sand. Hierherum soll die Frau einen Slalom gehen. Der Lutschi auch. Und Frau Reitlehrerin sagt vorher an, ob es rechts oder links am Hütchen vorbeigeht. Um das ganze etwas spannender zu gestalten, muss der Lutschi zwischendurch auch stehen bleiben oder rückwärts gehen. Auf die ganz normale, altbekannte Art, die er einst bei Frau Reitlehrerin erlernt hat. Und siehe da, irgendwann konzentriert er sich tatsächlich auf seine Aufgabe und möglicherweise auch auf die sogenannte Besitzerin.
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Als Frau Reitlehrerin sicher ist, dass der Lutschi mit seiner Aufmerksamkeit nicht bei den Leckerli, sondern beim menschlichen Bodenpersonal ist, fordert sie die sogenannte Besitzerin auf, nach links, ins Bahninnere abzuwenden. „Wie beim Longieren“, erklärt sie. „Du gibst mit deiner Körperhaltung die Richtung vor, in die er gehen soll. Deine Körperachse ist so auf ihn ausgerichtet, dass er das als treibende Hilfe wahrnimmt.“
„Moment mal. Das ist jetzt aber zu viel Input.“ Die sogenannte Besitzerin steht kurz vor der Meuterei. „Dieses ganze Denken macht mich noch verrückt“, stöhnt sie.
„Du bist mit deiner Körperachse hinter seiner Schulter“, übersetzt Frau Reitlehrerin. „Wenn du davor bist, wirkt das verbremsend.“
Oh. Ah. Ganz neue Welten tun sich auf. Die Frau dreht Volten am langen Seil und der Lutschi kommt ganz mühelos mit.
„Und jetzt gehst du ein paar Schritte rückwärts und rufst ihn. Dabei hängt das Seil durch“, lächelt Frau Reitlehrerin.
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Und siehe da, wie ferngesteuert wandert der Spaniokel zur sogenannten Besitzerin.
„Wenn du das weiter übst, wird daraus in der Freiarbeit der Appell. Dann kannst du bald Halfter und Strick weglassen und das auch frei abfragen“, weiß Frau Reitlehrerin.
„Aber wieso muss ich überhaupt Halfter und Strick benutzen? Es heißt doch Freiarbeit“, fragt die Frau.
„Wir müssen dem Lutschi ja erstmal zeigen, was wir von ihm wollen. Die Führübungen vom Anfang dienten dazu, dass er sich auf die Aufgabe und auf deine Körpersprache konzentriert. Die Einleitung der Volte sollte ihm die Idee vom Richtungswechsel geben und dein Rückwärtsgehen ist die Einladung, zu dir zu kommen.“
Schritt für Schritt, tatsächlich. Die sogenannte Besitzerin ist beeindruckt. Möglicherweise weiß Frau Reitlehrerin doch, was sie da tut. „Und … öhm … wie geht Piaffe?“
Aber das hat Frau Reitlehrerin anscheinend nicht gehört.
„Steigen ist sowieso viel toller“, verkündet die sogenannte Besitzerin. „Und viel einfacher.“
„Und viel gefährlicher“, teilt Frau Reitlehrerin mit und damit wäre das Thema Steigen vorerst vom Tisch.
„Schade“, denkt die Frau laut. „Vielleicht doch lieber Piaffe?“
Aber da hat Frau Reitlehrerin wieder diese verräterischen Zuckungen in der Mundgegend und muss hastig einen Hustenanfall vortäuschen. Die sogenannte Besitzerin ist auf jeden Fall jetzt Feuer und Flamme für die koordinierte Form der Freiarbeit, wo einen das Pferd nicht so ohne weiteres aufessen und bespielen darf. Was eigentlich verwunderlich ist, da sie anstelle eines Gehirns bunte Knete im Kopf hat. Aber einen gewissen Selbsterhaltungstrieb hat auch sie.
Bild: Dieser schöne Körper braucht viele Leckerli, um bei Kräften zu bleiben.
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Eine Antwort auf „Ja und wie geht das jetzt mit der Freiarbeit, und wieso muss man das üben?“
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