Die sogenannte Besitzerin ist schockverliebt. Der Grund dafür heißt Rübli und ist eine sehr süße, sehr kluge zweijährige Freiberger Stute. Also so richtig, richtig schockverliebt war die Frau, als Rübli noch ein Fohlen war und gerade aus der Schweiz nach Deutschland gezogen ist. Jetzt ist sie nur noch normal schockverliebt. Rübli gehört einer Freundin der Frau, die in Weitweitweg wohnt. Weitweitweg liegt in Süddeutschland. Dort ist Rübli jetzt und guckt süß oder spielt oder steht rum und tut, was junge Pferde halt so tun. Frau Rübli, ihre Besitzerin, informiert die Frau in Echtzeit über Rüblis sämtliche Aktivitäten und Gesichtsausdrücke. Wenn Frau Rübli gerade nicht schreibt, schickt sie stundenlange Sprachnachrichten oder ruft an. Ihr könnt es euch ungefähr vorstellen.
Auf jeden Fall ist Rübli zuckersüß, das kann ich bestätigen. Die Frau, meine sogenannte Besitzerin, kann ja nichts für sich behalten und so sind der Lutschi, was unser spanisches Mähnenwunder ist, und ich bestens über den neuesten Stand in Sachen Rübli informiert. Ganz zu schweigen vom Mann und vom Rest des Stalles.
Und klug ist sie auch. Und wenn man Frau Rübli glauben kann, hat sie außerdem noch Sinn für Humor. Eigentlich heißt meine zukünftige Fernverlobte Elegance de la Suisse oder so ähnlich. Aber am besten hört sie auf Rübli, das heißt auf Deutsch Möhre und ist zufälligerweise auch meine Leibspeise. Rübli ist schon ganz schön herumgekommen in ihrem jungen Leben. Es fängt damit an, dass sie in den fernen Schweizer Alpen geboren wurde, wo sie mit ihrer Mutter bergsteigen geübt hat. Ganz offensichtlich macht das fit und klug, denn Rübli war von Anfang an Chefin. Erst bei den anderen Fohlen und jetzt bei den anderen Jungpferden. Ich glaube, in meinem tiefsten Inneren komme auch ich aus den Bergen. Wegen der überragenden Intelligenz und der Ausstrahlung, die Rübli und mich verbindet. Übrigens ist Frau Rübli davon überzeugt, dass Rübli das beste, schönste und intelligenteste Fohlen ihres Jahrgangs ist. Und dass es ein abgekartetes Spiel war, dass Rübli bei der Fohlenschau nicht gewonnen hat. Fohlenschau muss ich erklären. Das ist was, wo sich Fohlen andere Fohlen anschauen können. Außerdem laufen sie ein bisschen herum und rempeln Leute an. Und wer das am besten kann, gewinnt. Eigentlich ganz einfach.
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Und wie die sogenannte Besitzerin so nach und nach mehr und mehr von Rüblis Abenteuern erfährt, macht das komische Dinge mit ihrem Gehirn.
Frau Rübli so: „Rübli bla bla bla blabla Rübli Rübli ❤️ ❤️“
Sogenannte Besitzerin: „Fooooooohlen!! Freiberger!! Rübli!! Ich will das auch!!!“ Und nach einer kurzen Pause: „Wie hast du Rübli denn gekauft und wie war der Transport nach Deutschland?“
Frau Rübli, sehr entspannt: „ a) Im Internet. b) Total easy, mit dem Anhänger. Den Transport hab ich auch online organisiert. Rübli ist die geborene Prinzessin, die gern Auto fährt. Völlig unproblematisch.“
Die sogenannte Besitzerin ist hin und weg. So einfach ist das! Und so unkompliziert! „Freiberger sind so tolle Pferde, und so unkompliziert!“, erzählt sie Frau Reitlehrerin. „Und die Fohlen sind gaaaaaaanz günstig und dann kann das hier bei uns aufwachsen und ich bringe ihm das Fohlen-ABC bei! Überhaupt ist es viel praktischer, wenn man den Fohlen möglichst viel beibringt, umso leichter hat man es dann später mit ihnen.“
Das Fohlen-ABC wäre ok, aber weitergehende Übungen eher nicht, meint Frau Reitlehrerin, die sich geduldig die Rübli-Stories angehört und die dazugehörigen Fotos angeguckt hat und nun versucht, der Frau beizubringen, dass so ein Fohlen eine glückliche Kindheit haben sollte, mit anderen Fohlen und – ganz wichtig – sehr viel Platz zum Rennen und Toben. „So, wie es bei Rübli ist“, schließt sie ihre Ausführungen.
Andere Fohlen = Kopfkissen
Die sogenannte Besitzerin hat nur RÜBLI gehört, woraufhin sich ihr Gehirn wieder mal abgeschaltet hat. Zugehört hat sie natürlich nicht. „Ja, da hab ich ganz süße Fotos von gesehen. Rübli benutzt die anderen Jungpferde als Kopfkissen, total lustig!“, erinnert sie sich und scrollt in ihren Handy-Fotos. „So süß. Ich will das auch. Unbedingt. Das Fohli kann hier bei uns wohnen und mit Pfridolin und dem Lutschi spielen.“ So kennen wir die Frau: Zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr raus.
Zweiter Auftritt Frau Reitlehrerin: „Gleichaltrige Gesellschaft ist wichtig“, versucht sie es weiter und guckt pädagogisch. „Fohlen müssen spielen und laufen! Wenn Fohlen in den ersten Monaten zu wenig Bewegung haben, bekommen sie Chips und andere gesundheitliche Probleme.“
So langsam kommen ihre Worte bei der Frau an. Die blickt sich traurig auf unserem Paddock um und kommt selbst zu der Erkenntnis, dass es zu klein ist. Und dass es vor allem an anderen Fohlen mangelt. „Aber wenn ich das Fohli zum Aufzüchter stelle, sehe ich es ja nicht mehr jeden Tag“, barmt sie.
„Stimmt. Meist tut man weder sich noch dem Fohlen mit dem Kauf einen Gefallen. Das Fohlen wächst häufig auf zu wenig Fläche auf und mit zu wenig Spielgefährten und man selbst weiß nicht, was einen drei oder vier Jahre später erwartet. Und ob es überhaupt gesund bleibt. Von den Kosten her kommt es ungefähr aufs Gleiche raus, wenn man sich ein junges gerittenes Pferd kauft. Die Schwierigkeiten mit der Ausbildung kommen ohnehin noch auf einen zu.“
„Aber es soll doch ein Freizeitpferd werden!“
„Auch Freizeitpferde müssen ausgebildet werden, damit sie zuverlässige Partner werden.“
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Hmpf. Das lief jetzt irgendwie anders als geplant. Nachdenklich zieht die Frau von dannen. Auch die neuesten Rübli-Geschichten können sie nicht aufheitern: Laut Frau Rübli ist Rübli „ein ganz wunderbares Jungpferd mit sehr vielen eigenen Ideen, viel Kraft und einem sehr gesunden Appetit.“ Ich finde, das hat sie sehr schön umschrieben. In der Praxis sieht es so aus, dass Rübli glückliche Herdenchefin ist, alles unter Kontrolle hat und sogar schon ein eigenes Stutfohlen. Meint sie jedenfalls. Die einen sagen, sie hätte es versklavt, andere sagen adoptiert. Es darf ihr auf jeden Fall nicht von der Seite weichen. Die Hengstfohlen, die anfangs, in der gemischten Herde, noch der Ansicht waren, sie seien Hengste, hat sie kurz und knackig davon in Kenntnis gesetzt, dass sie bestenfalls Fohlen sind. Keine Hengste. Auch kein klitzi-bitzi-bisschen. Das haben die dann auch eingesehen. Denn Rübli hat eine gewisse Präsenz. Und viel Kraft, siehe oben. Große Erleichterung, als die Meeeedchen in die Stutenherde gezogen sind. Da konnten die Junghengste ihr geschundenes Ego wieder aufpäppeln. Jetzt sind die Meeedchen unter sich. Wobei: ein älterer Wallach ist auch dabei, als Kindermädchen. Er muss auf die Bande aufpassen und tut mir von Herzen leid.
Die Frau lässt sich das aktuelle Rübli-Update nochmal durch den Kopf gehen. „Oh, ah. Vielleicht doch keine gute Idee“, murmelt sie, als sie im Rübli-Chat nach unten scrollt. Denn Frau Rübli hat viel zu berichten. „Letztens ist die ganze Herde unter Rüblis Führung ausgebrochen, da war vielleicht was los!“, erzählt sie weiter. „Jetzt hat sie ein neues Hobby: Mähne fressen. Da macht man sich bei den anderen Jungpferdebesitzern auch nicht gerade beliebt.“
Und so ganz eigentlich hat sich die Frau gerade spontan überlegt, dass sie vielleicht doch kein Fohlen möchte 😉
Fotos: Frau Rübli (wer sonst)
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