Es gibt Neuigkeiten: Frau Reitlehrerin ist wieder da! Und die sogenannte Besitzerin hat einen neuen Spleen. Aber der Reihe nach.
Es fing damit an, dass die sogenannte Besitzerin bei Frau Reitlehrerin zu Kreuze gekrochen ist, damit die ihr verzeiht, dass die sogenannte Besitzerin fremdgegangen ist und bei Herrn „Außen mehr Gas!“ Unterricht genommen hat. Wobei – Unterricht kann man das ja nicht nennen, außer „sehr cool“ und den unsterblichen Worten „Außen mehr Gas“ hat der ja nix von sich gegeben. Aber billig war er.
Jetzt ist Frau Reitlehrerin wieder da, die immer noch unfassbar günstig ist, wenn man bedenkt, was man dafür geboten bekommt. Weil sie nämlich weiß, was sie tut. Im Gegensatz zur sogenannten Besitzerin 😛 Außerdem: Kein Telefonieren während des Unterrichts. Kein Stuhl- und Gesprächskreis an der Bande, weil Frau Reitlehrerin mitläuft und die ganze Zeit aufpasst, ob und was die Frau gerade wieder anstellt. Keine Piaffe, aber die vermisse ich auch nicht. Und keine Leckerli, die vermisse ich schon sehr. Aber irgendwas ist ja immer.
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Wir haben also jetzt Reitstunde und sind sehr motiviert. Zuerst gehen die Frau und ich Schritt und bemühen uns um runde Zirkel und um Schlangenlinien, bei denen man nicht orientierungslos unterwegs stehenbleibt, sondern wo sich die Frau tatsächlich Gedanken über die Linienführung gemacht hat. Ich bin begeistert. Frau Reitlehrerin auch. Die sogenannte Besitzerin ist selig – endlich klappt mal was und es gibt sogar Zeugen dafür! Weiter geht’s mit Schulterherein und Travers. Auch das überraschend koordiniert. Wobei ich zugebe, dass ich mich bei den Seitengängen überwiegend an Frau Reitlehrerins Körpersprache orientiere. Aber egal, Hauptsache, es klappt, und das tut es, so dass uns Frau Reitlehrerin sogar lobt. Hach! Die Frau wird direkt ein Stückchen größer, was auch direkt auffällt und gelobt wird.
Dann geht es ans Antraben und da ist gar nichts mehr schick, weil meine Reiterin, das kleine Steifftierchen, in rascher Folge alle möglichen und unmöglichen Sitzfehler zeigt. Besonders unangenehm finde ich persönlich, dass sie in der Hüfte total blockiert ist. Zum Ausgleich wackelt sie mit Armen, Beinen und dem Kopf, was bestimmt sehr lustig aussieht.
„Was ist denn mit den Franklin-Bällen passiert?“, erkundigt sich Frau Reitlehrerin, die sich über die Ereignisse während ihrer Abwesenheit informiert hat.
„Die waren doof, die hab ich weggeschmissen“, schnauft die Frau, während sie mir rhythmisch ins Kreuz plumpst.
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„Schade, die könnten wir gut gebrauchen“, meint Frau Reitlehrerin.
„Nein nein nein“, antwortet die Frau, die von schmerzlichen Erinnerungen überwältigt wird.
Frau Reitlehrerin lächelt freundlich und verständnisvoll und schlägt alternativ mehrere Turnübungen vor, die die Frau – allerdings erst nach heftigem Widerstreben – ausführt. Es geht los mit der Beckenuhr, danach soll sie mit dem Becken eine liegende Acht beschreiben. Als Nächstes soll sie ihre Zehenspitzen berühren, gern auch mit der gegenüberliegenden Hand (das geht nicht, erklärt die Frau). Zuletzt kommt der Drehsitz, bei dem die Frau eine Hand auf meine Kruppe legen soll. Nicht hinter den Sattel, nein, auf die Kruppe. „Unmöglich, ich bin doch kein Artist!“, ächzt die Frau. Nach und nach wird es aber besser und sie sitzt locker-flockig in der Bewegung. Sehr angenehm, sage ich euch!
„Das ist aber toll“, jauchzt die Frau und fragt übermotiviert: „Was kann ich denn alleine machen, um schneller so zu sitzen?“
Frau Reitlehrerin schlägt einen Ausgleichssport vor. Am besten einen, der sie beweglicher macht.
Sport? Die Frau kraust die Stirn. Reiten ist doch schon Sport, das muss doch eigentlich reichen. Außerdem hat sie Rücken. Manchmal auch Hüfte oder Bein oder Arm oder Kopf, an defekten Körperteilen herrscht anscheinend kein Mangel.
„Gerade dann ist ein Ausgleichssport wichtig“, weiß Frau Reitlehrerin. „Es muss auch nichts Spektakuläres sein. Ganz normale Gymnastikübungen, die man vor dem Reiten und währenddessen machen kann, zur Lockerung und Mobilisierung.“
„Ach nein, zu uncool“, winkt die Frau ab.
„Wie ist es denn mit Muskelaufbau im Gym?“, bringt sich der Mann ein. Bei Rücken hilft nur Muskel, hat er irgendwo gehört. „Besser reiten, ohne zu reiten“, formuliert er launig.
Gym. Ach nein, das soll ja sehr anstrengend sein. Außerdem fehlt die esoterische Komponente, die die Frau von Zeit zu Zeit sehr schätzt. „Lieber irgendwas Cooles, Fechten zum Beispiel. Wie Robin Hood“, erklärt sie.
„Der war Bogenschütze.“
„Ach. Egal. Bogenschießen ist aber auch cool!“
„Vielleicht doch lieber ein Sport mit weniger Gefahrenpotential“, meint der Mann, der langsam um sein Leben fürchtet, weil er ja bei allen Schnapsideen assistieren muss.
„Oder Kampfsport?“, teilt die Frau mit, die langsam Blut geleckt hat.
„Als ob du das lange mitmachst“, kichert der Mann und die Frau wirft ihm einen mörderischen Blick zu.
„Wie wäre es denn mit Yoga?“, fragt Frau Reitlehrerin, die dem Gespräch interessiert gefolgt ist.
„Oder Tai Chi, das ist wie Kampfsport, aber in Zeitlupe. Das machen die alten Leute immer“, meint der Mann, der anscheinend einen Clown gefrühstückt hat.
„Dann doch lieber Yoga“, entscheidet die Frau. Das wird zudem auch von führenden Reiterinnen empfohlen.
Die erste Probestunde mit einem YouTube-Video hat (stark zusammengefasst) folgendes Ergebnis: Au au au, das geht nicht. Die sogenannte Besitzerin denkt nun doch über Alternativen nach: „Eventuell reicht doch Stretching. Für den Anfang.“
Zum Glück hat der Mann herausgefunden, dass es eine Sportart namens „Dehnen für Unbewegliche“ gibt, mit zahlreichen Videos. Und was soll ich euch sagen, das ist es. Die Frau turnt sehr tapfer und motiviert und heute guckt sie sogar schon die zweite Folge von Dehnen für Unbewegliche. Und eigentlich ist das auch Yoga, hat sie beschlossen. So wie es die Reitprofis auch machen. Hach.
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Eine Antwort auf „Besser reiten, ohne zu reiten oder: Läuft für mich“
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