Ach, Gehirne. Interessant, denkt die sogenannte Besitzerin und hofft auf ein Lehrbuch für besseres Reiten durch reine Gehirnaktivität. Weil körperlich funktionierts ja vorn und hinten nicht. Deshalb, so ihre Idee: vielleicht kann sie sich ja besonders schlaue Gedanken machen und so – quasi wie durch Zauberei – endlich besser reiten? Mit der Piaffe klappt es blöderweise immer noch nicht, und wenn sie ganz ehrlich ist, mit den meisten anderen Lektionen auch nicht. Zack, gekauft.
Ach, Gehirne. Interessant, denke ich und gebe das Buch direkt weiter an den Lutschi, der bekanntlich unser spanisches Mähnenwunder ist und intellektuell eher nicht betroffen. Er hat zwar nur ein sehr kleines Gehirn, darf aber zum Ausgleich zwischendurch mal seinen Kopf in die Kamera halten. Weil irgendwer muss es halt tun und besser er als ich, schon wegen der Energie, die dafür aufgewendet werden muss.
Hier aber erstmal die Eckdaten:
Horse Brain, Human Brain: Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft – Wie Pferd und Mensch denken, fühlen, handeln
Janet L. Jones
Verlag: Kosmos
336 Seiten mit vielen Zeichnungen
34,00 EUR
Das Buch geht dann aber wieder zurück an die sogenannte Besitzerin, die will ja schließlich schlauer werden. Staunend erfährt sie mehr über das menschliche und das Pferdegehirn, als sie je wissen wollte. Denn wenn man mal ganz ehrlich ist, ist sie nur auf der Suche nach dem Knopf für Piaffe. Zum Glück ist die Autorin aber nicht nur Gehirnforscherin, sondern auch Pferdetrainerin und kann sehr anschaulich beschreiben, wie das Gehirn von unsereinem so arbeitet. Auch von so Exemplaren wie dem Lutschi, der ja eher schlicht gestrickt ist. Und dann kommt das Spannende: Wir erfahren, wie die Kommunikation von Gehirn zu Gehirn funktioniert, was schon irgendwie sehr cool und spacig ist.
Aber das Buch ist nicht nur zum Lesen da, o nein. Die Frau bekommt diverse Arbeitsaufträge, um ihr Gehirn und ihre Propriozeption zu tunen. Propriozeption, das ist nämlich, wenn man denkt, man wüsste, wo seine Körperteile gerade sind und in Wirklichkeit sind sie ganz woanders. Das kann man verbessern, verspricht die Autorin, und sie sagt auch wie. Und eines schönes Tages weiß vielleicht auch die sogenannte Besitzerin, was ihr Körper gerade so treibt, wenn sie auf mir herumreitet. Dann gibt es noch Interna aus dem Nervensystem, Kapitel über Lernverhalten, Bewusstsein, Training und Emotionen. Wusstet ihr, dass es einen speziellen Bereich im menschlichen Gehirn gibt, wo Schimpfwörter gespeichert sind? Der ist bei der sogenannten Besitzerin besonders aktiv. Aber das nur am Rande. Außerdem kennt die Frau mittlerweile alle Neuronen mit Vornamen und weiß genau, wie die einzelnen Lern- und Trainingsmethoden funktionieren und wie sich das Gehirn dadurch verändert.
Pro: Neurowissenschaft, verständlich, unterhaltsam und praxisbezogen erklärt.
Contra: Das Buch kombiniert einen neurophysiologischen Ansatz und Pferdegeschichten aus der Praxis. Mir persönlich hätte eine Trennung der Bereiche besser gefallen, aber ich bin ja hier nur das Pferd und werde unterdrückt. Die Frau fand die Mischung übrigens gut.
Fazit: Ein schönes Paket rund um den Verstand und die Verständigung!
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