Neulich im Reitunterricht:
„Die Zügelfäuste ausdrehen und aufrecht hinstellen, du schiebst ja keinen Einkaufswagen!“, korrigiert Frau Reitlehrerin.
Wie kann die das nur sehen, wenn ich ganz am anderen Ende der Reithalle bin, fragt sich die Frau und behauptet: „Hab ich doch, die sind tippitoppi aufrecht!“ Weitere Gedanken, die ihr durch ihren Kopf gehen, sind: Wenn ich mal was richtig mache, kriegt es natürlich keiner mit. Am besten reite ich sowieso, wenn keiner guckt. Menno.
„Sind sie nicht“, lächelt Frau Reitlehrerin. „Dann würden deine Ellenbogen am Körper anliegen.“
Immer diese Meckerei, das stört total meinen Flow, denkt die Frau. Laut sagt sie: „Das tun sie doch“, während ihre Arme wie Tassenhenkel vom Körper abstehen.
„Das mag sich so anfühlen, es sieht aber anders aus“, findet Frau Reitlehrerin und nötigt die Frau, einfach mal runterzugucken. Auf ihre Hände. Jetzt.
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Ui. Das sieht anders aus als erwartet. Die Frau zuckt kurz zusammen, stellt ihre Zügelfäuste aufrecht hin – Daumendach nicht vergessen – und schwupps, stehen auch die Ellbogen nicht mehr seitlich ab.
Dafür drückt sie jetzt die Arme durch.
„Nein nein, die Arme müssen schon angewinkelt sein, damit die Verbindung zum Pferdemaul feiner wird. Mit durchgestreckten Armen ist man deutlich grobmotorischer.“
„Außerdem sieht es schöner aus“, kräht die Frau vorwitzig.
„Auch das“, bestätigt Frau Reitlehrerin und fasst zusammen: „Die Oberarme hängen locker herunter und die Ellbogen sind angewinkelt. So bekommst du eine Verbindung zwischen deinen Ellbogen und deiner Rumpfmuskulatur. Dadurch wird die Energie zwischen Pfridolins Hinterbeinen und dem Gebiss besser übertragen.“
Die Frau guckt verständnislos.
Frau Reitlehrerin schaltet um auf den Schritt-für-Schritt-Modus: „Stell dir vor, du wärst ein Skelett und reitest nur mit deinen Knochen. Die Oberarmknochen hängen gerade nach unten und die Ellbogen sind angewinkelt.“
Wusste ich doch, dass es wieder irgend so ein komisches inneres Bild gibt, denkt die Frau und verdreht die Augen. Skelett, pfui Spinne. Komischerweise wirkt es aber trotzdem und sie sitzt gleich viel korrekter.
„Jetzt ist dein Fokus auf deiner Rumpfmuskulatur. Die angewinkelten Arme leiten die Energie, die zwischen den Hinterbeinen und dem Gebiss unterwegs ist, weiter.“
Die Frau guckt wieder komisch.
„Die Energie fließt durch dich durch“, übersetzt Frau Reitlehrerin. „Sie geht nicht ins Leere. Das hilft dir zum Beispiel in den Übergängen, die werden dadurch besser. Die Zügelhilfe wirkt ja aufs gleichseitige Hinterbein, da muss also eine Verbindung sein. Mit anderen Worten: Energie. Sie kommt von hinten und geht über das Gebiss in deine Hand, und da kannst du sie entweder nach vorne durchlassen oder nach hinten.“
Zum Beweis soll die Frau ein paar Trab-Schritt-Übergänge reiten und dabei fleißig an das neue innere Bild denken. Komischerweise klappt das gleich viel besser als sonst, trotz Skelett und esoterischem Energie-Gerede.
„Ist das dieses berühmte Reiten aus dem Sitz heraus?“, erkundigt sich die Frau.
Frau Reitlehrerin lächelt geheimnisvoll und antwortet, dass eine korrekte Hilfengebung nur aus einem korrekten Sitz heraus klappt. Die Frau horcht währenddessen in sich hinein und vermeldet ungewohnte Gefühle aus der Körpermitte. Ist das diese Körperspannung, von der man so viel hört, fragt sie sich.
Keine Ahnung, aber ich möchte jetzt bitte zurück aufs Paddock.
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Bild: Nicht die Frau, sondern jemand, der weiß, was er tut.