Als wir letztens in die Reithalle gekommen sind, wollte ich direkt wieder umdrehen. Die war nämlich voll! Überall standen diese komischen Plastik-Nupsis rum, die so leicht umfallen und so schwer kaputt gehen. Schlimm, wenn die Leute nicht hinter sich aufräumen, hab ich mir gedacht und auf dem Absatz kehrtgemacht. Fast hätte es geklappt und die Frau wäre mitgekommen, aber dann hat uns Frau Reitlehrerin aufgehalten. Wir wären schon richtig und sollten uns auch gern schon mal warm machen.
Also bei aller Liebe und obwohl es Frau Reitlehrerin war, die das sagte, aber mir wurde da ganz anders. Die sogenannte Besitzerin, die sich zu dem Zeitpunkt umständlich auf meinen Rücken hievte, warf, oben angekommen, sachkundige Blicke auf den bunten Sondermüll und vertraute Frau Reitlehrerin an, dass das bestimmt Vorübungen für Working Equitation wären. Sie hätte da mal Videos gesehen und sie würde es ganz deutlich spüren, dass sie dazu berufen wäre. Nix mehr mit Dressur-Queen oder Wiener Hofreitschule oder gar Ingrid Klimke beim Geländeritt. Nein, die Frau hat jetzt andere bunte Bilder, die ihr im Kopf herumspuken, nämlich Kringel und olé und so. Frau Reitlehrerin lächelt nur fein und arrangiert die bunten Hütchen um, so dass nur noch vier übrig sind. Ich weiß aber nicht, ob das gut oder schlecht ist.
Meine Reiterin lechzt nach Input und hätte gern Infos zur Linienführung. Die hätte ich auch gern, denn wenn ich nur auf ihre Hilfengebung angewiesen bin, führt uns der Weg schätzungsweise nach Castrop-Rauxel-Süd und nicht mehr um die Hütchen herum. Wir stehen also sicherheitshalber bei Frau Reitlehrerin in der Bahnmitte und lauschen.
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Die teilt uns mit, sie hätte vier Pylone aufgestellt: Einen bei X, zwei andere an den Zirkelpunkten und den vierten bei C. Jeweils zwei große Schritte von der Bande entfernt. Außer bei X, natürlich.
„Das sehe ich“, quäkt die Frau vorwitzig und will sich ausschütten vor Lachen.
Frau Reitlehrerin spricht unbeeindruckt weiter und hätte gern, dass wir erstmal auf den Zirkel gehen. Also einmal außen rum, zwischen Hütchen und Bande durch.
Das ist ja einfach, kommentiert die sogenannte Besitzerin. Sie hätte gern eine Herausforderung.
Warte bis zum ersten Trab, denke ich mir und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Siehst du das? Jetzt macht er wieder das mit den Lippen“, beschwert sich meine Reiterin.
„Also ihr trabt einmal außen rum und dann hätte ich gern, dass du um jedes Hütchen eine Volte reitest.“ Voilà – einmal eine mittelgroße Herausforderung.
„Oh. Ah.“ Die Frau wird kleinlaut. „Vielleicht erstmal leichttraben und nur außen rum“, schlägt sie vor.
„Ja, zum Lösen“, lächelt Frau Reitlehrerin. „Nach ein paar Runden fängst du dann mit den Volten an.“
„Mit Aussitzen?“ Ogottogott.
„Ja, in den Volten wird ausgesessen.“
„Hm“, macht die Frau und gibt die Hilfe zum Antraben. Ich weiß ja nun, was Frau Reitlehrerin sehen möchte und trabe auf dem Zirkel, während ich mir die Hütchen genauer angucke.
„Und jetzt die Volten“, kommandiert Frau Reitlehrerin. „In der Volte hebst du die innere Hand ein bisschen an, das hebt nicht nur deine innere Schulter, sondern ist auch eine Sitzhilfe für den Pfridolin, dass der ebenfalls seine innere Schulter hebt und im Gleichgewicht bleibt.“
„Ach“, staunt die Frau und tut, wie ihr geheißen.
Wir kreisen und kringeln, dass es eine wahre Pracht ist. Frau Reitlehrerin erinnert die Frau immer an ihre jeweilige innere Hand (die rechte! Nein, das andere rechts!) und siehe da, mit einem Mal wird das Steifftierchen auf meinem Rücken annähernd locker und kommt zum Sitzen. Und dann ist Feierabend und das ist sehr schön, denn mir ist doch ein bisschen warm geworden.
Und die Moral von der Geschicht: Traue keinem Hütchen nicht, denn das wird anstrengend.
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Bild: Arbeit geh weg, ich komme
Eine Antwort auf „Hütchenspiele“
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