„Ist ja nur ein Hüsterchen“, winkt die Frau lässig ab, als ich mir beim Antraben fast die Trense vom Kopf huste. „Beim Antraben stößt der Pfridolin schon mal an, das hat nichts zu bedeuten.“
Und „Ist ja nur ein Hüsterchen“, kommentiert auch Miteinstallerin 1 die bellenden Geräusche aus der Nachbarbox. „Hat sich bestimmt nur erkältet. Ich geh ja auch nicht bei jedem Husten zum Arzt.“
„So eine Allergie kann hartnäckig sein“, bestätigt Miteinstallerin 2 und besichtigt die gelb-grünen Schleimflatschen, die ihr edles Roß ins Stroh geschnaubt hat. „Gottseidank löst sich der Schleim wenigstens!“
Ein paar Tage später huste ich immer noch. Genau wie der erkältete Boxennachbar und der sogenannte Allergiker von Miteinstallerin 2, der weiterhin im großen Stil gelben Schnodder absondert.
Komisch, dass der Husten so hartnäckig ist, denkt sich der Mann und fragt mal bei Frau Reitlehrerin nach, die seiner Meinung nach für alles rund ums Pferd zuständig ist – von der Passform des Sattelzeugs angefangen bis hin zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Weil die Frau nicht duldet, dass er allein mit ihr spricht – bestimmt lästern die nur! – kommt sie sicherheitshalber mit.
„Warum hustet der Pfridolin eigentlich und wieso geht das nicht weg? Bei Menschen verschwindet so ein Husten doch meist von ganz alleine“, sagt der Mann.
„Ja genau“, fällt die Frau ein. „Ist doch nur ein Hüsterchen und das hat gar nichts zu sagen. Ich geb ihm jetzt den Hustensaft aus dem Sonderangebot, den mag er total gern.“
„Na ja“, erwidert Frau Reitlehrerin. „Bei Pferden ist es leider so, dass ein Hüsterchen sehr schnell chronisch wird und dann hat das Pferd einen Lungenschaden.“
„Wie jetzt – Lungenschaden?“
„Dämpfigkeit“, verdeutlicht Frau Reitlehrerin.
„Huch“, sagt die Frau.
„Aus einem akuten Infekt entsteht nämlich schnell eine Bronchitis.“ Und mit Blick auf Miteinstallerin 2: „Dann wird der Nasenausfluß gelblich-grünlich. Und so eine Bronchitis wird schnell chronisch.“
„Ist das dieses COB?“
„Genau. Und daraus entsteht leicht ein Lungenemphysem, das heißt, die Lungenbläschen platzen.“
„Das kann man doch sicher behandeln“, gibt sich die Frau optimistisch.
„Leider nicht. Dann ist das Pferd dämpfig und hat dauerhaft Atemnot. Oft müssen solche Pferde eingeschläfert werden, weil sie keine Lebensqualität mehr haben.“
Die Frau macht nochmal „huch“ und fragt: „Und was kann man da tun?“
„Das Pferd in der ersten Zeit einer Infektion staubfrei halten ist zum Beispiel eine gute Idee.“
„Und das heißt?“
„Viel frische Luft, staubfreie Einstreu, zum Beispiel Späne, und nasses Heu füttern“, schlägt Frau Reitlehrerin vor. „Und den Tierarzt rufen.“
„Den Tierarzt! Was das wieder kostet!!!“
„Ein lungenkrankes Pferd ist deutlich teurer im Unterhalt“, merkt Frau Reitlehrerin an.
„Huch.“ Kurze Pause, in der es hinter der Stirn der Frau rattert. Dann schließlich:
„Dein Job“, entscheidet die Frau.
„Tierarzt?“, fragt der Mann irritiert.
„Nein, Heu nass machen. Ich ruf solange den Tierarzt an.“
Zum Weiterlesen: Hilfe, mein Pferd hustet bei 360 Grad Pferd.
Und zum Hören gibt’s hier Podcast Episode 11 von Kernkompetenz Pferd.
Bild: Das spanische Mähnenwunder – gottseidank ohne Hüsterchen!
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